Meine Füße knirschen leicht auf dem sandigen Boden. Wie oft bin ich diesen schmalen Weg schon gegangen? Anfangs langsam, müde, unendlich traurig, schmerzerfüllt. Oft setzten sich meine Füße automatisch voreinander. Oft schwammen meine Augen in Tränen und verschleierten den Blick auf diesen — eigentlich — recht besinnlichen, ruhigen, anheimelnden Ort.
Irgendwann wurde mein Schritt leichter.
Ich hebe beim Gehen meinen Kopf, begutachte die Wolkenschäfchen am Himmel, betrachte die wechselnden Farbschattierungen am Horizont und wäge ab, ob es vielleicht regnen wird.
Dann erreiche ich mein Ziel. Auch dieser Moment hat die Zeit verändert.
Ich verharre einen Augenblick, spüre die Ruhe, rieche den nahenden Herbst. Die Bäume räkeln sich in einer leichten Brise und das Laub raschelt ganz leise. Mir fällt auf, dass das satte Grün einer rötlichen Färbung weicht. Das mit viel Unkraut durchwucherte Gras hat den eigentümlichen Geruch von Vergänglichkeit. Ein paar übriggebliebene Gänseblümchen strecken ihre Blütenköpfchen gen Himmel.
Wenn der Wind es zulässt, rieche ich auch das nahe Rheinufer. Nur ein paar Pappeln mit dicht bewachsendem Unterholz trennen diesen ruhigen Ort vom strömenden und pulsierenden Leben des nassen Flussbetts.
Ich bemerke Insekten und Bienen, die durch die Luft fliegen. Auch ein paar Vögel verstecken sich im noch dichten Laub der Bäume.
Ich liebe diese in die Jahre gekommene Zeit. Ich liebe die lautlosen Geräusche um mich herum, die für mich Stille ausmachen.
Meine Gedanken verlieren sich in Erinnerungen.
Hier hat alles angefangen. Hier begann das Ende eines jungen Lebens. Hier begann der Anfang meines neuen Lebens.
Wie lange ist es schon her. — Fast unendlich.
Trotzdem mag ich diesen Ort.
Anfangs trieb der Schmerz mich täglich an diesen Ort. Heute besuche ich ihn freiwillig. An diesem Ort kann ich laut reden, erzählen, schimpfen, niemand widerspricht mir.
Die Stille bleibt stumm.
Seltsamerweise verlasse ich diesen Ort mit neuer Kraft und einem guten Gefühl.
Was mag es sein?
Niemand weiß die Antwort.
Ich fühle sie jedoch. Hier ist nur der Ort einer Zweitwohnung, die Erste bleibt für immer in meinem Herzen.