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Reise nach Helsinki vom 24.05. – 29.05.2022
mit den „Freunden des Wallraf-Richarts-Museum und des Museums Ludwig“
1. Tag Dienstag, den 24. Mai 2022 Düsseldorf – Helsinki
Nach einem knapp zweistündigen, ruhigen Flug mit Finnair erreichte unsere recht kleine Reisegruppe Helsinki. Wir wurden von Claudia, unserer Reiseleiterin, herzlich begrüßt. Auf dem Weg zum Hotel erzählte sie von ihren eigenen deutschen Wurzeln und gab uns erste Infos zur Geschichte Finnlands. Während der Fahrt bekamen wir bereits einen positiven Eindruck von Helsinki, einer modernen Stadt mit grünen Parks und einer kunsthistorisch abwechslungsreichen Architektur, am Finnischen Meerbusen gelegen.
Stadtplan von Helsinki
Einen ersten Stopp machten wir am Olympiastadion, dem größten Stadion Finnlands. Es wurde 1938 gebaut und 1940 sollten dort die ersten Sportkämpfe ausgetragen werden, die jedoch wegen dem Ausbruch des Krieges ausfielen. Erst 1952 fanden dort die olympischen Spielen statt. Es folgten Leichtathletik-Welt- und Europameisterschaften sowie die Frauenfußball-WM 2009. Weltstars wie Michael Jackson, die Rolling Stones oder Tina Turner gaben im Stadion legendäre Konzerte. 2006 wurde es unter Denkmalschutz gestellt.
Auf dem Platz vor dem Stadion stehen der 72 Meter hohe Aussichtsturm des Olympiastadions sowie eine lebensgroße Skulptur von Paavo Johannes Nurmi. Nurmi gilt als einer der bedeutendsten finnischer Athleten und gewann zwischen 1920 und 1928 bei Olympischen Spielen neun Goldmedaillen. Er lief bis 1931 insgesamt 24 Weltrekorde von 1500 Metern bis zum Stundenlauf.
Bildgalerie Olympia-Stadion
Unser nächster Halt folgte schon bald am Denkmal des bekannten finnischen Komponisten Jean Sibelius. Die gewaltige Skulptur, vor dem Hintergrund des wunderschönen Sibelius-Parks aufgestellt, besteht aus der Komposition von 600 Stahlröhren, die eine abstrakte Figur bilden und untereinander zusammengelötet sind. Sie wurde 1967 von der finnischen Malerin und Bildhauerin Eila Hiltunen konstruiert. Die überragende Komposition sollte ein einzigartiges Musikinstrument darstellen und an das Schaffen des Komponisten erinnern. Dessen, ebenfalls in Stahl gegossenem, Porträtkopf schmückt die seitlich angelegte Mauer des Monuments.
Die Denkmaleröffnung, an der die einflussreichsten Politiker*innen Finnlands teilnahmen, mündete fast in einem landesweiten Skandal, weil viele von ihnen die kühne Idee eines solchen Ehrenmales im Vorfeld abgelehnt hatten. Inzwischen ist das Jean Sibelius Denkmal die meist besuchte Skulptur im Land, besonders bei windigem Wetter geben die Metallröhren melodische Töne von sich. Hunderttausende neugierige Tourist*innen besuchen das merkwürdige „singende“ Denkmal jährlich.
Bildgalerie Sibelius Denkmal
Unsere Fahrt ging weiter zur berühmten Felsenkirche, die seit 1971 „Temppeliaukion Kirkko“ heißt. Die Kirche wurde von den Architekten, den Brüdern Timo und Tuomo Suomalainen, geplant und 1969 fertiggestellt. Ihren deutschen Namen verdankt sie der Tatsache, dass sie in einen Granitfels hineingebettet wurde.
Durch das Kupferdach der Rotunde, mit 180 Fenstern, dringt Tageslicht in den Innenraum ein und verleiht ihm eine harmonische, beruhigende und besinnliche Atmosphäre, die unweigerlich zu einem kurzen Gebet einlädt. Die Kirche hat bis zur Kuppelspitze eine Höhe von 13 m und die fünf bis acht Meter hohen Kirchenwände bestehen aus unbehauenem Felsen.
Neben den Gottesdiensten der evangelischen Kirchengemeinde finden in der Kirche regelmäßig Konzerte statt. Auch sie ist eine Touristenattraktion, die von rund 500.000 Besucher*innen jährlich bewundert werden soll.
Bildgalerie Felsenkirche
Ziemlich erschöpft von der Anreise und den ersten Eindrücken erreichten wir unser zentral gelegenes „Sokos Hotel Presidentti“. Die Zimmer waren schön und auch die Bäder sehr geräumig und sauber.
Blick in die Hotelhalle
Der erste Tag endete mit einem köstlichen Begrüßungsabendessen im Hotel. Alle waren zuversichtlich, wir würden schöne Tage in Helsinki verbringen.
2. Tag Mittwoch, den 25. Mai 2022 Stadtbesichtigung
Nach einem reichhaltigen Frühstück starteten wir zu Fuß die Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt zu entdecken. Die Sonne lachte und es war für Finnland außergewöhnlich warm um diese Jahreszeit.
In unmittelbarer Nähe unseres Hotels, vor dem Museum für zeitgenössische Kunst KIASMA, stand das Mannerheim-Denkmal, ein Reiterstandbild des ehemaligen Oberbefehlshabers der finnischen Streitkräfte und späteren finnischen Staatspräsidenten Marschall Gustaf Mannerheim. Unsere Reiseleiterin nutzte den kurzen Stopp, um uns weiter in die Geschichte Finnlands einzuführen.
Bildgalerie Mannerheim Denkmal
Wir setzten unseren Bummel fort. Zunächst ließen wir das Museum Amox Rex hinter uns liegen, liefen direkt auf den Bahnhof zu und blieben vor der Fassade stehen. In unmittelbarer Nähe befindet sich auch das Finnische Nationaltheater.
Der Bahnhof wurde 1860 von dem Architekten Carl Albert Edelfelt oberirdisch als Kopfbahnhof gebaut. Er erwies sich schnell als zu klein.
1904 gewann Eliel Saarinen den Architekturwettbewerb zur Erweiterung des Bahnhofs. Eliel Saarinen entschied sich zu einer klareren Formensprache der Fassade mit Elementen des Jugendstils und des Neoklassizismus aus finnischem Granit.
Die unterschiedlichen Dachkonstruktionen werden von großen Maueröffnungen mit Rundbögen getragen. Viele große Fenster werfen Tageslicht ins Innere der Bahnhofshalle. Besondere Merkmale der Fassade sind die Uhr und die neben dem Haupteingang stehenden Statuen des Bildhauers Emil Wikström. Heute werden die Statuen temporär als Werbeträger genutzt.
Der Bau dauerte damals 15 Jahre und der neue Bahnhof wurde am 5. März 1919 eingeweiht.
Im Laufe der Jahre wurde der Bahnhof nach und nach durch neue Bahnsteige, nördlich im Freien beiderseits der alten Gleise angelegt, erweitert.
In den 1960er Jahren erfolgte der Bau der unterirdischen Einkaufspassage „Asematunneli“ (Bahnhofstunnel). Der U-Bahnhof „Rautatientori“ folgte 1982. Er ist die meistfrequentierte Metro-Station Helsinkis.
Auf dem Bahnhofvorplatz ergab sich Platz für zwei Busbahnhöfe.
Im Rahmen der Renovierungsarbeiten Anfang des 21. Jahrhunderts erhielten die ursprünglichen acht Bahnsteige nachträglich die bereits vom Architekten vorgesehenen Glasdächer. Auch wurde nördlich des Bahnhofsgebäudes eine Unterführung gebaut, die die Bahnsteige untereinander verbindet und auch einen leichteren Durchgang durch das Bahnhofsgelände ermöglicht.
Des Weiteren wurden im Westflügel neue Geschäftsflächen, Sushibars, Cafés finnische Gourmetrestaurants und eine Edel-Pizzeria eröffnet.
Über den Bahnsteigen 12–19 wurde ein Neubau des Hotels Holiday Inn errichtet.
Der Bahnhof ist wie in vielen Hauptstädten Europas der zentrale Knotenpunkt des Nah- und Fernverkehrs in der Region.
Bildgalerie Bahnhof von Helsinki
Nachdem wir den Bahnhof durchquert hatten, erreichten wir die Hauptgeschäftsstraße im Kluuvi, einem pulsierenden Einkaufsviertel mit finnischen Designgeschäften und Kaufhäusern wie dem berühmten „Stockmann“ im Art-déco-Stil. Wir betrachteten die eindrucksvolle Architektur der Häuser auf beiden Straßenseiten und warfen neugierige Blicke in die Auslagen der Modegeschäfte.
Bildgalerie Hauptgeschäftsstraße
Bald gelangten wir zum Senatsplatz mit dem Senatsgebäude und dem Dom von Helsinki. Überwältigend war der Anblick des hoch oben auf einem Sockel stehenden, strahlend weißen Doms mit den imposanten Kolossalsäulen.
Carl Ludwig Engel lieferte bereits 1819 die ersten Pläne für die evangelische Kirche. Der Bau wurde 1830 begonnen und 1852 fertiggestellt. Zunächst war sie zu Ehren des russischen Zaren Nikolaus I. nach dessen Namenspatron, dem hl. Nikolaus, benannt.
Nachdem Finnland 1917 unabhängig geworden war, wurde der Name in „Suurkirkko“ (Großkirche) geändert. Nach der Gründung des Bistums Helsinki 1959 wurde die Kirche zum Dom von Helsinki – Kathedrale des lutherischen Bistums Helsinki.
Der klassizistische Dom ist eine Kreuzkuppelkirche mit einem Grundriss in Form eines griechischen Kreuzes. Engel wählte diese Form, da der Dom von allen Seiten zu sehen sein sollte. Er ließ sich von der orthodoxen Architektur in Russland inspirieren, parallel wurde in Sankt Petersburg gerade die Isaaks-Kathedrale von Auguste de Montferrand errichtet.
Der Dom, mit der Kuppel über der Vierung, den korinthischen Säulen und den Giebeldreiecken an den Enden des Kreuzes, steht auf einem steinernen Fundament und strahlt etwas Monumentales aus. Auf der dem Senatsplatz zugewandter Seite befand sich ursprünglich ein Wachhaus, dieses wurde 1839 gegen den Willen Engels durch eine monumentale Treppe ersetzt.
Nach Carl Ludwig Engels Tod im Jahr 1840 fügte sein Nachfolger, Ernst Bernhard Lohrmann, dem Dom die vier kleinen Ecktürme, Statuen der zwölf Apostel und zwei Pavillons an den Seiten der Treppe hinzu.
Der Innenraum des Gotteshauses ist schlicht und ebenfalls ganz in Weiß gehalten. Der einzige Schmuck des Kirchenraums sind Statuen der Reformatoren: Martin Luther, Philipp Melanchthon und Mikael Agricola. Besonders auffällig ist die von Engel entworfene runde Kanzel mit goldenem Baldachin sowie ein goldener Kronleuchter.
Nachdem wir die vielen Treppenstufen vom Dom wieder heruntergestiegen waren, gab es eine kleine Verschnaufpause am Denkmal von Alexander II., welches vor den Treppen auf dem Senatsplatz aufgestellt ist. Dann warfen wir noch einen Blick auf das im klassizistischen Stil erbaute Senatsgebäude, heute Sitz der Regierung, und die im Westen des Platzes angelegte Universität von Helsinki. Auf der Südseite des von den Architekten Johan Albrecht und Carl Ludwig Engel geschaffenen Ensemble lädt auch das Stadtmuseum zu einem Besuch ein. Aber dazu reichte unsere Zeit nicht aus.
Bildgalerie Dom von Helsinki
Dann ging es weiter zu unserem nächsten Ziel, dem Hafen im Küstenviertel „Kaartinkaupunki“.
Große Passagierschiffe und Fähren z.B. aus Stockholm und Rostock legen hier an. Von weitem konnten die Besucherinnen und Besucher der Stadt schon das Riesenrad am Hafenbecken erkennen.
Im Hafenviertel, direkt gegenüber des Marktes, steht der prächtige Bau des Rathauses, das 1833 ebenfalls von Carl Ludwig Engel entworfen wurde. Der Präsidentenpalast schließt sich an, welcher 1818 gebaut und 1843 von Engel zum Palst umgebaut wurde.
Wir bummelten über den Market Square, Helsinkis internationalsten und berühmtesten Markt, auf dem den ganzen Sommer über, täglich frischer Fisch und sonstiges Essbares angeboten wird.
Bevor wir zu einer Stärkung in die Markthalle einkehrten, besuchten wir jedoch erst die In unmittelbarer Nähe zum Hafen gelegene „Uspenski-Kathedrale“. Der Name der Kathedrale stammt aus dem Russischen und bedeutet „Mariä-Entschlafens-Kathedrale“. Sie steht auf einem Felsen am westlichen Ende der Halbinsel Katajanokka im Zentrum von Helsinki.
Sie wurde von dem Architekten Alexei Gornostajew, im russisch-byzantinischen Stil, entworfen und 1868 geweiht.
Aus roten Ziegelsteinen gebaut, hat sie 13 Kuppeln mit vergoldeten Spitzen und soll die größte orthodoxe Kirche im westlichen Europa sein. Der Innenraum wird von vier massiven Granitsäulen, die die Hauptkuppel tragen, beherrscht. Beeindruckend sind auch die vielen Ikonen, die das Innere der Kirche schmücken.
Zur Zeit ihrer Errichtung war die weithin sichtbare Kirche ein deutliches Symbol der russischen Herrschaft über Finnland. Heute gehört auch sie zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der finnischen Hauptstadt und verzeichnet etwa 500.000 Besucher*innen pro Jahr. Diese Zahl wird immer wieder in den Reiseführern erwähnt und scheint obligatorisch zu sein.
Bildgalerie St. Uspenski-Kathedrale
Nun kehrten wir zum Hafen zurück und besuchten die historische Markthalle, die „Old Market Hall“ aus dem Jahre 1889, deren Händler eine Fülle von Köstlichkeiten anbieten. Nach dem Genuss von Kunst, Kultur und Geschichte folgten wir der Empfehlung unserer Reiseleiterin und aßen in der Markthalle eine köstliche Lachssuppe!!!
Bildgalerie Hafen und Markthalle
Nach der Mittagspause verabschiedete sich Claudia für den Nachmittag, weil sie zu einer Beerdigung musste. Gaby, eine ebenfalls fließend deutschsprechende junge, sympathische Frau, übernahm die Führung für den restlichen Tag. Gaby war voller Elan und begeisterte die Gruppe schon nach ganz kurzer Zeit.
Auf dem Weg zur Esplanadi trafen wir auf einen Brunnen am Rand des „Kauppatori-Platzes“. Im Mittelpunkt des Wasserspiels steht die Meerjungfrau Havis Amanda als bronzene Statue aus dem Jahr 1905. Die Legende erzählt, dass die Meerjungfrau sich entschieden hatte das Meer zu verlassen und an Land zu gehen. Havis Amanda soll die Verkörperung Helsinkis als Tochter der Ostsee und die Seele der Stadt am Ufer sein. Sie wurde von Carl Wilhelm Vallgren geschaffen. Er hat den Moment festgehalten, als Havis Amanda ihre ersten Schritte an Land machte und über ihre Schulter noch einen letzten Blick zurück auf das Meer warf. Die Aufstellung der Statue erregte damals, 1908, wegen ihrer „bewundernswerten“ Kurven und ihrer Nacktheit einiges Aufsehen. Der Forderung, sie an einen weniger prominenten Platz zu verlagern, wurde nicht nachgegeben.
Bildgalerie Meerjungfrau-Brunnen
Am Brunnen vorbei sparzierten wir nun über die Flaniermeile des Esplanadi-Parks, kurz „Espa“ genannt. Eine parkähnliche Anlage trennt die parallel verlaufenden Fahrbahnen. sie ist ein beliebtes Ausflugsziel mitten in Helsinki zum Entspannen, zum Sehen und Gesehen werden. Die Wege sind gesäumt von wunderschönen Blumenbeeten und auf den Grünflächen sind zahlreiche Skulpturen platziert. Außerdem grenzen nette Cafés mit Außengastronomie den Park auf einer Seite ab. In den Sommermonaten wird an vielen Stellen ein vielseitiges Veranstaltungsprogramm z.B. Konzerte, Lesungen oder Modeschauen angeboten.
Bildgalerie Esplanadi
Bald erreichten wir die Galerie Forsblom. Dort wurden wir von der deutschsprechenden Kuratorin freundlich empfangen. (Nur zur Erinnerung, die Dame war sehr schmal und schwarz gekleidet)
Es waren ausgesprochen viele Skulpturen von Stephan Balkenhol zu sehen. Ein ganzer Raum war den Bildern von Susanne Gottberg vorbehalten.
Galerie Forstblom
In den Reiseunterlagen stand zu lesen, dass man unbedingt eine der vielen Kunstgalerien aufsuchen muss. Deshalb besuchten wir im Anschluss an die Kunsthalle eine kleine Galerie. Der anwesende Künstler erklärte uns seine Aquarelle. Die Galerie war klein und wenig belüftet. Vielleicht waren wir auch verwöhnt von den vielen Eindrücken dieser tollen modernen Stadt, sodass wir den Ausführungen mehr aus Höflichkeit bis zum Ende zuhörten.
Wir ließen die beiden etwas enttäuschten Galeristen und Künstler zurück, denn niemand war ernsthaft an den Bildern interessiert gewesen.
Die Gruppe löste sich auf und einige Damen und Herren fanden ein schattiges Plätzchen am Straßenrand vor einem berühmten Café Helsinkis. Eine Bestellung ging etwas daneben. Anstelle eines georderten Eiscafés mit Vanilleeis und Sahne, der an den Nebentisch serviert worden war, wurden zwei von uns ein kalter Milchkaffee mit einer Fülle normaler Eisklümpchen serviert für 7,90 €. Wir nahmen es mit Humor. Dennoch war es ein schöner Abschluss des Besichtigungsprogramms.
Bildgalerie Entspannungspause am Straßenrand
Am Abend wurden wir um 19:30 von Gaby in der Hotelhalle abgeholt und zu einem gemeinsamen Abendessen in ein landestypische Restaurant, welches wir in der Nähe des Senatsplatz geführt. Es gab einen leckeren Salat, köstlichen Fisch und andere Leckereien.
3. Tag Donnerstag, den 26. Mai 2022 KIASMA und Seefestung Suomenlinna
Bisher hatten wir ausgesprochene Glück mit dem Wetter, an diesem Tag zeigte sich Helsinki jedoch in einem trüben Grau und besprühte uns mit leichtem Nieselregen. Als wir um 9:25 nach einem kurzen Fußweg vom Hotel an der Oodi-Bibliothek eintrafen, stellte unsere Reiseführerin fest, dass sie an diesem Tag geschlossen bleiben würde.
Kurzentschlossen gab es eine Programmänderung und wir besuchten das neu renovierte Museum of Contemporary Art „KIASMA“. Der Name steht in Bezug zu dem architektonisch-dekonstruktivistischen Konzept des Gebäudes. Das Museum gehört zur „Finnischen Nationalgalerie“.
Das außergewöhnliche Gebäude wurde nach einem umstrittenen Architektenwettbewerb 1992 von dem amerikanischen Architekten Steven Holl konzipiert und realisiert.
Der Bau geriet gleich in mehreren Punkten in die öffentliche Kritik: Ursprünglich sollte keine internationale Ausschreibung stattfinden. Die postmoderne Architektur des Gebäudes sowie die Lage des Objekts wurde kontrovers diskutiert und führten zu heftigen, von Unterschriftenaktionen begleiteten, Protesten. Auch sei die Größe des Neubaus nicht passend für den Platz zwischen dem Reiterstandbild von Carl Gustaf Emil Mannerheim und dem Hauptpostamt von Helsinki und würde überdies das 1960 errichtete Denkmal des finnischen Nationalhelden verdecken.
Trotz all dieser Aktionen wurde das KIASMA am 30. Mai 1998 eröffnet. Die Baukosten betrugen ca. 38,2 Mio. Euro.
Die Gesamtnutzfläche beträgt 12.000 Quadratmeter, von denen 9.100 m² Ausstellungszwecken vorbehalten sind. Auf fünf Etagen mit überlappenden, runden Galerien, die über Rampen, Treppen und Aufzüge erschlossen werden, ist die Gegenwartskunst der Finnischen Nationalgalerie und der angrenzenden Regionen, also Skandinavien, Baltikum und Russland, zu sehen.
Notwendige Sanierungen an der Fassade und im Innern des Gebäudes begannen im Dezember 2020 und dafür wurde ein Etat von etwa 23 Mio. Euro veranschlagt.
Wieder eröffnet wurde das Museum im Frühjahr 2022. Die Fassade besteht aus handpoliertem Aluminium und Glas, das Dach aus vorpatiniertem Zink.
Im Innern kommen Aluminium, Messing, Glas und Beton zum Einsatz. Die Verwendung dieser hochwertigen Materialien in Verbindung mit der herausragenden Architektur macht bereits die Besichtig des Gebäudekomplexes zu einem besonderen Kunstgenuss.
Obwohl wir den Ablauf unseres Programms geändert hatten, führte uns eine junge Frau durch das Museum und erläuterte uns einige der vielen Kunstwerke.
Bildgalerie KIASMA Museum
Nach diesem kunsthistorischen Leckerbissen meldete sich auch der Hunger wieder. Einige Damen entschlossen sich die herrliche Pizzeria im Bahnhof aufzusuchen. Anschließend stand eine Schifffahrt auf dem Programm.
Gegen 14 Uhr erreichten wir nach etwa 20-minütiger Fahrt mit der Fähre die Seefestung Suomenlinna. Auf der mit Brücken untereinander verbunden, vorgelagerten Inselgruppe sind noch heute jahrhundertealte Geschütze und Verteidigungswälle zu besichtigen. Die Inseln waren im 18. Jh., als Finnland noch Teil des schwedischen Königsreichs war, zur Festung und zum Flottenstützpunkt ausgebaut worden. Die Festung wurde im Jahr 1991 in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen.
Spazierwege führen durch Parkanlagen entlang beliebter Sehenswürdigkeiten wie dem Königstor und dem Suomenlinna Museum. Dort wurde uns ein Film in deutscher Sprache über die Militär- und Schifffahrtsgeschichte vorgeführt. Auch das U-Boot Vesikko und ein restauriertes Wasserfahrzeug aus den 1930er-Jahren konnten besichtigt werden. Eine Brauerei und mehrere Restaurants am Wasser sind vorhanden und machen die Anlage bei schönem Wetter zum Naherholungsgebiet für Einheimische und Touristinnen und Touristen. Dann brachte uns die Fähre zurück zum Festland.
Galerie Seefestung Suomenlinna
Nachdem wir wieder in Helsinki zurückgekehrt waren, stand ein Besuch der Kunsthalle auf dem Programm.
Die Kunsthalle wurde von Hilding Ekelund (1893–1984) und Jarl Eklund (1876–1962) entworfen und 1928 erbaut. Geplant als Ausstellungsort für zeitgenössische Kunst, beherbergt sie heute eine großartige Sammlung für Bildende Künste, Architektur und Design. Das Gebäude, im Neoklassizismus der 1920er Jahre errichtet, ist offiziell als geschütztes Kulturerbe mit besonderer architektonischer und kultureller Bedeutung ausgewiesen.
Bildgalerie Kunsthalle
Auf dem Fußweg zum Hotel statteten wir noch der „Kapelle des Schweigens“ einen kurzen Besuch ab. Ihre außergewöhnliche Architektur wurde von den Architekten Mikko Summanen,
Niko Sirola und Kimmo Lintula entworfen und 2012 fertiggestellt.
Die Kapelle ist aus drei verschiedenen Holzarten gebaut und erreicht eine Höhe von etwa 11,5 Metern. Die Außenwände sind aus Fichtenholz gefertigt. Im Inneren der Kapelle sind die Wände aus Erlenholz und die Inneneinrichtung und die Innentür aus Eschenholz.
Bereits vor der Fertigstellung erhielt die Kapelle im Jahr 2010 den International Architecture Award des Chicago Athenaeum.
Sie wird gemeinsam von der lutherischen Kirchengemeinde und dem Helsinkier Sozial- und Gesundheitsamt geleitet und bietet Menschen Gelegenheit zum Gebet oder Gespräch.
Endlich wieder im Hotel, hatten wir Zeit uns ein wenig auszuruhen und „aufzuhübschen“. Das Abendessen erfolgt in Eigenregie, sodass einige von uns wieder die wunderschöne Pizzeria im alten Hauptbahnhof aufsuchten. Schon am Vortag war uns aufgefallen, dass überwiegend junge, scheinbar gutverdienenden Leute dort aßen. Nun, am Abend, war unsere kleine Klicke wieder mit Abstand als die ältesten Gäste im Saal zu erkennen. Wir wurden von dem jungen, freundlichen Personal mit auffallendem Zuvorkommen bedient. Laufend wurden wir gefragt, ob alles in Ordnung sei usw., nicht aufdringlich, sondern sehr höflich. Die Musik, die uns mittags gar nicht aufgefallen war, war ein wenig laut, auf unseren Hinweis hin, wurde die Lautstärke sofort gedämpft, sodass wir nicht nur das Essen genossen, sondern auch die besonders freundliche Atmosphäre.
4. Tag Freitag, den 27. Mai. 22 Porvoo –Amox Rex
An unserem vorletzten Tag war ein Ausflug mit dem Bus nach Porvoo, die zweitälteste Stadt Finnlands, angesagt. Auch heute zeigte sich Helsinki in einem trüben Grau, aber der Regen hatte aufgehört.
Im 13. Jahrhundert war Porvoo mit den alten roten Holzhäusern am Ufer des Flusses an der alten Königsstraße gegründet worden.
Wir sparzierten durch die alten Dorfstraßen, vorbei an den schmucken Häusern bis hinauf zum „Dom“ von Porvoo, einer kleinen hölzernen Bischofskirche.
Porvoo erhielt 1346 vom schwedischen König Magnus Erikkson die Stadtrechte und war damals bereits ein bedeutendes Handelszentrum. Als 1550 Helsinki gegründet wurde, befahl Gustav Vasa den Bürgern der Stadt Porvoo die Übersiedlung nach Helsinki. Der folgende Niedergang von Porvoo hielt jedoch nur bis 1579 an, als die Stadtprivilegien erneuert wurden.
1708 zerstörten die Russen die Stadt. 1809 fiel sie und ganz Finnland an Russland.
Am 28. März 1809 hielt Zar Alexander I. in Porvoo die erste finnische Reichstagsversammlung des neu gegründeten russischen Großfürstentums Finnland ab, bei der die finnische Staatsreligion und die Rechte des Reichstags bekanntgegeben wurden.
Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde Porvoo zum Wohnsitz zahlreicher finnischer Dichter*innen und Künstler*innen.
1923 wurde Porvoo Bischofssitz des Bistums Borgå, das die schwedisch-sprachigen Gemeinden Finnlands sowie die deutsche, evangelisch-lutherische Gemeinde umfasst. In der Stadt wurde 1992 die Porvoo-Gemeinschaft, ein Zusammenschluss von zwölf europäischen Kirchen anglikanischer und lutherischer Konfession, gegründet.
Nachdem eine der Damen in einem der kleinen Läden einige landestypische Küchenhandtücher ergattert hatte, endete der Ausflug in die Geschichte Finnlands mit dem Besuch eines kleinen Cafés, in dem wir einen köstlichen Cappuccino tranken.
Galerie Porvoo
Anschließend kehrten wir zurück nach Helsinki und besuchten nun endlich das Amos Rex, welches an das bekannte Business- und Ausgehviertel „Kamppi“ angrenzt und an dem wir schon so viele Male vorbeigegangen waren.
Das nach dem Verleger und Mäzen Amos Anderson benanntes futuristische Kunstmuseum wurde 2018 eröffnet, erlangte schnell internationale Popularität und zog innerhalb weniger Wochen mehr als 10.000 Besucherinnen und Besucher an.
1913 beauftragte Anderson die Architekten WG Palmqvist und Einar Sjöström mit dem Entwurf eines Gebäudes auf der Yrjönkatu. Das Gebäude sollte Andersons private Wohnräume und auch die Büroräume für seine Geschäfte beherbergen.
Nach Andersons Tod im Jahr 1961 wurde das Gebäude in ein Museum umgewandelt, das 1965 eröffnet wurde.
100 Jahre später, im Jahr 2013, wurden erstmalig Pläne zum Bau eines unterirdischen Anbaus unter dem Lasipalatsi – Platz in der Nähe des Museumsgeländes in Yrjönkatu, vorgelegt. Der Bau wurde auf 50 Millionen Euro geschätzt und sollte auch für oberirdische Einrichtungen im Lasipalatsi-Gebäude genutzt werden können.
Der Stadtrat von Helsinki beschloss im Dezember 2013, das Grundstück für das Museum zu reservieren. Die Finanzierung wurde von der finnisch-schwedischen Kunststiftung bereitgestellt.
Der neue Anbau wurde von JKMM Architects entworfen. Die Arbeiten begannen im Januar 2016 und im August 2018 wurde eröffnet. Vielleicht sollte dieses Architekturbüro auch einige Objekte in Deutschland betreuen???
Die Hauptfassade, in der sich der Eingangsbereich zur breiten Mannerheimintie öffnet, ist eher enttäuschend und lässt nicht vermuten, was sich den Besucherinnen und Besuchern im Untergeschoss bietet.
Der architektonische Leckerbissen dieses unterirdischen Museums. fasziniert ohne Zweifel durch die Lichtverhältnisse. Durch organisch geformte Öffnungen nach oben, die an der Oberfläche in eine Hügellandschaft integriert sind, fließt Tageslicht in die Ausstellungsräume. Zusammen mit sonstigen Lichtquellen entsteht unter der Erde ein Wechsel von hellen und abgedunkelten Räumen, wie in der Bildgalerie zu sehen sind. Erst nach dem Besuch des Museums erschließt sich den Besuchern die Dachlandschaft, die außen als Platz mit gekachelten Hügeln gestaltet ist.
Die Sammlungen des Amos Anderson Art Museum umfassen hauptsächlich Kunst des 21. Jahrhunderts. Der Schwerpunkt liegt jedoch auf Skulpturen, die vorwiegend in den letzten Jahren gefertigt wurden.
Am gesamten Gebäude und der Dachlandschaft des Amox Rex sind weitere Kunstwerke zu besichtigen z.B. auch die Holzskulpturen aus alten Stühlen, die scheinbar über das Dach hinunter geworfen werden sollten und an einer hölzernen Außentreppe hängen blieben. Interessant ist auch ein Gebilde, welches einem riesigen Vogelnest nachempfunden ist und um einen Kamin in der Auenlandschaft geschlungen ist.
Nach diesem tollen Erlebnis hatten wir noch einen weiteren Höhepunkt vor uns.
Galerie Amos Rex
Schließlich mussten wir uns unbedingt noch die Zentralbibliothek Oodi ansehen.
Im Herzen der Stadt Helsinki, inmitten des Kultur- und Medienzentrums bestehend aus dem neuen Musiikkitalo, der Finlandia-Halle, dem Verlagshaus Sanomatalo und dem Museum für Gegenwartskunst KIASMA, liegt die neue Zentralbibliothek Oodi.
Im Jahr 2012 gewann das Architekturbüro ALA Architects mit dem Statiker Ramboll Finland den Designwettbewerb für die neue Bibliothek.
Die geschätzten Kosten beliefen sich auf 98 Millionen Euro, wovon der Staat bereit war, 30 Millionen Euro im Zusammenhang mit dem 100. Jahrestag der Unabhängigkeit Finnlands im Jahr 2017 zu übernehmen. Die Stadt Helsinki hatte 66 Millionen Euro für das Gebäude veranschlagt.
Der Name der neuen Bibliothek wurde aus rund 1.600 von der Öffentlichkeit vorgeschlagenen Namen gewählt: auf Finnisch „Oodi“ und auf Schwedisch „Ode“.
Nach sechs Jahren Bauzeit wurde die Bibliothek am 5. Dezember 2018, am Vorabend des finnischen Unabhängigkeitstages, eröffnet.
Bereits 2019 wurde Oodi zur weltweit besten neuen öffentlichen Bibliothek im Rahmen des Weltkongresses der International Federation of Library Associations in Athen gekürt. (Verdient!)
Der von dem Architekturbüro entworfene Komplex ist ein Zusammenspiel von Stahl, Glas und Holz. Die organisch geschwungenen Formen vereinen sowohl traditionelle als auch moderne Facetten. Die Planung des Gebäudes folgte den differenzierten Aktivitäten auf drei Ebenen mit jeweils einer eigenen Atmosphäre: ein lebhaftes Erdgeschoss, ein ruhiges zweites Obergeschoss und dazwischen das Geschoss für spezielle Angebote.
Im Erdgeschoss befinden sich neben der Eingangshalle das Kino Regina, eine Mehrzweckhalle, ein Kinderbereich und die Gastronomie sowie ein Ort für Begegnungen und Events.
Im ersten Obergeschoss sind Räume zum Arbeiten, Lernen und Zusammensein angelegt. Es gibt voll ausgestattete Foto- und Videostudios, Musikräume, Werkstätten und Besprechungsräume. Die Vielzahl von kostenlos zu nutzenden technischen Geräten 3D-Drucker, Laserschneider, Nähmaschinen, Over-Locker und vieles mehr, sind mehr als beeindruckend.
Im obersten Geschoss befindet man sich dann schließlich in einem 17.200 Quadratmeter großen „Bücherhimmel“. Hier kann man sich entspannen, bei einer Tasse Kaffee auf der geschwungen hölzernen Außenterrasse der Hektik des Alltags entkommen.
Speziell entwickelte Roboter transportieren Bücher, die im Erdgeschoss abgegeben wurden, bis in den dritten Stock und ordnen sie den passenden Regalen zu.
Nach der Eröffnung im Dezember 2018 wurde bereits vier Monate später die 1-Million-Grenze bei den Besucherzahlen überschritten. Das erste Jahr hat alle Erwartungen übertroffen: mehr als 3 Mio. Besucher*innen haben das vielseitige Angebot der Bibliothek in Anspruch genommen!
Auch unsere Erwartungen an eine Bibliothek waren übertroffen worden, niemand hatte eine solch komplexe Einrichtung zuvor gesehen.
Galerie Oodi Bibliothek
Nun war der letzte Abend in Helsinki gekommen. Bei einem gemeinsamen Abendessen im Hotel ließen wir noch einmal die ereignisreichen, letzten Tage Revue passieren. Es war eine schöne Reise, wir haben viel gesehen, gehört, geschmeckt und neue freundschaftliche Verbindungen wurden geknüpft.
5. Tag Samstag, den 28. Mai 2022 Helsinki – Düsseldorf
Weil wir noch ein paar Stunden bis zum Transfer zum Flughafen zur eigenen Verfügung hatten, machten sich einige aus unsere Gruppe nach unserem letzten Frühstück zu einem Spaziergang durch Helsinki und Besuch des Design Museum im Zentrum auf. Eigentlich schon fast mit den Gedanken zu Hause, genossen wir die Gebrauchsgegenstände vergangener Zeiten und beendeten unsere kleine Kulturreise mit einem letzten finnischen Cappuccino.
Galerie Design Museum
Im Namen aller Mitreisenden hier auch noch einmal ein Dankeschön an unsere Reiseleiterin Claudia für die gute Betreuung und die vielen Informationen, die sie uns über ihr Land übermittelt hat. Sie brachte uns noch zum Flughafen und wenig Stunden später hatte uns der Alltag in Deutschland wieder zurück.
Es waren schöne Tage!
Text und Fotos © Margit Ramus
Einige Fotos wurden von der Gruppe zur Verfügung gestellt, sie sind dementsprechend gekennzeichnet. Sollte jemand der Mitreisenden gegen die Veröffentlichung eines Fotos sein, bitte dies mitzuteilen, dann wird das Foto umgehend entfernt.
Der Reisebericht wurde von mir privat verfasst, ohne Anspruch auf Vollständigkeit oder chronologische Abfolge des Programms. Gerne nehme ich Korrekturen von den Mitreisenden entgegen.