Meine Reise ins Heilige Land

Ankunft   Montag 9. März 2015 

Heute 4,6 km zu Fuß gelaufen[1]

Ein wenig verspätet landeten wir mit einer Lufthansa Maschine um 15 Uhr 15 auf dem Flughafen „David Ben Gurion“ von Tel Aviv.

Unglaublich — eine Reise ins „Heilige Land“! Es überkam mich ein eigenartiges Gefühl. Im Reiseführer hatte ich gelesen, dass selbst der strengste Atheist hier an Gott zu glauben beginnt.
Etwas verwundert und besorgt hatten meine Familie und einige Leute reagiert, als ich erzählte, dass ich mit dem Dombauverein unter der Leitung von Frau Prof. Barbara Schock-Werner nach Israel reisen würde. Wie kann man nur in ein Land fahren, von dem so viele Unruhen bekannt seien, hieß es. Für mich war jedoch ausschlaggebend, dass ein Reiseunternehmen eine Gruppe von 30 Leuten keinen Gefahren aussetzen würde. Deshalb spürte ich keine Besorgnis und bin heute froh, dass ich diese Reise angetreten habe.

Am Flughafen wurden wir von unserem christlich-palästinensischen Reiseführer Farasch in Empfang genommen. Er hatte in Bielefeld studiert und sprach ein einwandfreies Deutsch. Er strahlte gleich zu Anfang etwas Sympathisches und Vertrauenswürdiges aus und erinnerte mich an einen Griechen namens Greko, einen langjährigen Lieferanten für Elektroartikel meiner Eltern.

Unsere recht große Reisegruppe bekam bereits im Bus erste Informationen über die politische Situation des Landes.
Auf der Fahrt zu unserer ersten Übernachtungsstation in einem Kibbuz[2] in Galiläa in Jordan Valley direkt am See Genezareth gelegen fuhren wir an einer langen Mauer entlang. Dahinter leben in Westbank / Westjordanland die Palästinenser. Sie sind von der Außenwelt abgeschlossen und dürfen nur mit schriftlicher Genehmigung ihre Stadt verlassen. Die Palästinenser haben auch keinen Zugang zum Flughafen von Tel Aviv. Wenn sie nach Europa reisen möchten, müssen sie über Jordanien ausreisen. Für mich war dies in Anbetracht der jüngsten deutschen Vergangenheit unvorstellbar.
Die Erzählungen unseres Reiseführers erinnerten zunächst an die ehemalige DDR, aber wir würden noch ganz andere Eindrücke gewinnen, versprach er uns.
Während der Fahrt über die Autobahn A 65 hatte ich das Gefühl in einem europäischen Land zu sein. Die Landstraße, von Laubbäumen gesäumt, erinnerte sogar ein wenig an das Bergische Land.
Es war schon dunkel als wir nach fast drei Stunden in unserem Kibbuz direkt am See Genezareth[3] ankamen. Es ist eine saubere Anlage mit einem Haupt- und mehreren Nebenhäusern, in denen jeweils fünf kleine Wohnungen versetzt nebeneinander angelegt waren, sowie einer Gartenanlage. Insgesamt gibt es 140 Apartments.
Wir wurden sofort zum Abendessen in einen recht großen Rundbau geführt. Unterdessen wurden unsere Koffer ausgeladen und in unsere „Wohnungen“ gebracht. Jeder Teilnehmer hatte ein Kuvert mit Zimmerschlüssel und Aufkleber erhalten, die wir auf unsere Koffer aufgeklebt hatten. Perfekte Organisation.
Inzwischen ist es 21 Uhr 30 Ortszeit. Zu Hause ist es eine Stunde früher. Morgen werden wir viele heilige Orte besuchen. Ich empfinde schon jetzt ein wenig innere Einkehr…

  1. Tag Dienstag 10. März 2015

Heute 10,8 km zu Fuß gelaufen

Nach dem Frühstück in der riesigen Speisehalle mit Blick auf den See Genezareth fuhren wir um 8 Uhr 30 zum Berg der Seligpreisung[4]. Hier soll Jesus die Bergpredigt gehalten haben. Als Kunsthistorikerin interessierte mich natürlich, dass die Franziskaner 1935 die Ruinen einer byzantinischen Kapelle entdeckt hatten. Auf dem Gipfel des Berges hatte der Architekt Antonio Barluzzi eine oktogonale Kapelle aus schwarzem Basaltstein mit einem weißen Klostersäulengang errichtet. Aber schon an diesem ersten Morgen traten die Bauwerke zurück und die Mystik der Orte nahm Besitz von uns.
Farasch las einen Psalm von Hiob vor. Damit begann unsere Reise in die Geschichte des christlichen Glaubens. Außerdem wurden wir im Garten Zeuge einer kleinen Messe mit Gesängen. Dies ging schon ganz schön unter die Haut.

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Mit dem Bus legten wir nur eine kurze Strecke zurück, dann stiegen wir ca. 300 Meter zu Fuß den Berg hinunter bis zur Stelle der Wundersamen Brotvermehrung, wo Jesus das Brot verteilt hatte. Sie lag mitten im freien Land und war nur mit einem dicken Stein gekennzeichnet. Der Standort war aber schon vor vielen Jahren von der Ostseite des Sees auf den Golanhöhen auf diese Westseite verlegt worden. Wir wurden auf einen Dornenbaum aufmerksam gemacht, von dessen Ästen Jesus Dornenkrone gebunden worden sein soll. Wir trafen junge Leute aus Augsburg, die mit ihrem Pastor auf Pilgerreise waren. Sie sangen uns ein Lied. Wieder war da etwas, das ich nicht erklären, nicht fassen, nicht beschreiben kann. Zu Hause hätte ich mich niemals von einer Gruppe Jugendlicher in einen Raum zwischen Himmel und Erde ziehen lassen. Aber hier? Ich fühlte mich in die Zeit meines Kommunionunterrichts versetzt, wo ich die Geschichten über Jesus mit kindlichem Interesse aufgenommen und geglaubt habe.
Obwohl ich mit den Jahren meinen Glauben nicht verloren habe, lässt doch die Realität des Lebens und die Fragen nach dem WARUM, manches in den Hintergrund treten.
Anschließend begann auf der anderen Seite des Berges ein recht gefährlicher, steiler, unebener Abstieg zur Straße, wo wir von unserem Busfahrer erwartet wurden.

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Nach einer kurzen Fahrt folgte ein Sparziergang durch das Gelände bis wir am Ufer des Sees Genezareth die Primats Kapelle, Petruskirche oder Mensa Christi[5] genannt, erreichten. Sie symbolisiert die Stelle an der Jesus nach seinem Tod seinen Jüngern zum dritten Mal erschienen ist. Dort hatte er zu Petrus gesagt: „Weide meine Schafe…“ Die Franziskaner hatten 1934 über den byzantinischen Fundamenten diese Kapelle errichtet. Der Felsen, der Jesus als Tisch gedient haben soll, wurde als sichtbares Fragment vor dem Altar integriert. Wir gingen zum See hinunter und ich spülte meine Füße im Wasser. Es war nur klares Wasser, trotzdem fühlte ich mich so zuversichtlich und glaubte fest daran, dass meine Füße nun zu brennen aufhören würden. Tatsächlich war es dann auch so!!!

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Unser nächstes Ziel war Capharnau.[6] Zur Zeit Jesus Christus eine reiche jüdische Stadt, die ihre Einnahmen durch Steuern erwirtschaftete. Sie war Wohnort von Matthäus. Sein Haus liegt direkt im Eingangsbereich der Anlage. In Capharnau begegnete Jesus das erste Mal seinen Jüngern Petrus, Andreas, Jakobus, Johannes und Matthäus und hier heilte er die ersten Kranken.
Bei Ausgrabungen wurden Ruinen der um 300 n. Chr. erbauten Synagoge mit dem typischen Grundriss einer Basilika gefunden. Darüber ist heute ein moderner Zentralbau errichtet. Weitere Ausgrabungen überliefern den römischen Baustil, z.B. das Petrus-Haus mit darüberlegender Versammlungsstätte. Ein Mühlstein, eine Olivenpresse, weitere Fragmente mit eingemeißelter Menora, Davidstern und Kutschenwagen der Bundeslade waren ebenfalls zu sehen.

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Am Mittag machten wir Rast im Restaurant St. Peter. Wir saßen gemütlich auf einer rundangelegten Terrasse mit Blick auf den See Genezareth und aßen einen obligatorischen Petrusfisch. Er war ziemlich trocken, weil er sicherlich schon Stunden vorher in Mengen für die Touristen auf dem Grill vorgebraten war, aber das störte wohl niemanden allzu sehr. Wir genossen die Atmosphäre und die Illusion einer heilen christlichen Welt. Der Name Peter bedeutet mir natürlich immer wieder eine besondere Nähe zu meinem Sohn Peter, der nun auch schon 24 Jahre da oben im Himmel sitzt und auf mich und unsere Familie hinunter schaut.

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Unser nächstes Ziel war der Berg Tabgha[7], dort hatte Jesus 5000 Menschen mit fünf Broten und zwei Fischen gespeist. Zum Gedenken daran war im Jahre 1982 die sogenannte Brotvermehrungskirche von den Benediktiner-Mönchen auf Ruinen früherer Bauten errichtet worden.
Im Garten auf einer kleinen Anhebung las Farasch wieder eine Stelle aus der Bibel und wir verweilten ein paar besinnliche, stille Minuten vor einem überdachten Altar. Eine kleine Bisamratte erweckte unser Interesse und brachte uns in die Gegenwart zurück. Sie huschte über einen Baumstamm, sprang auf den Altar und verschwand in einer Blumenwiese.
Auf dem Weg zum Bus tranken einige von uns einen frisch gepressten Granatapfelsaft, der angeblich 613 Kerne haben soll, die gleiche Anzahl wie die Gesetze der Juden??? Keiner hat nachgezählt, aber er schmeckte köstlich.

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 In Tiberias[8], der Hauptstadt von Galiläa wurde uns ein kurzer „Freigang“ durch die Altstadt gestattet. Die Stadt war vom Sohn des König Herodes gegründet und 636 von den Arabern erobert worden. Sie war erst im 12./13. Jh. von den Kreuzfahrern wieder befreit und als Verwaltungszentrum genutzt worden.

Unsere Gruppe traf sich pünktlich am Hafen und wir bestiegen ein Schiff zu einer Rundfahrt über den See Genezareth. Blauer Himmel, strahlender Sonnenschein und eine leichte Brise wehte in unsere etwas „verklärten“ Gesichter.

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Damit ging unser erster Tag im Heiligen Land zu Ende. Die Stimmung war gut, jeder gab sich ein wenig den ersten Begegnungen mit dem christlichen Glauben in diesem Land hin. Schon jetzt hatte ich das Gefühl, dass er nicht mit unserer Art zu glauben zu vergleichen ist.
Nach dem Abendessen hielt Frau Prof. Schock-Werner noch einen ausführlichen Vortrag über die Kreuzritter. Ich bemühte mich zuzuhören, aber ehrlich gesagt, war mein Gehirn mit den vielen Eindrücken des Tages völlig ausgelastet. Hundemüde sanken wohl kurz darauf alle in ihre Betten. Bei 33 Grad, strahlend blauem Himmel waren wir insgesamt 10,8 km gelaufen.

  1. Tag Mittwoch 11. März 2015

Heute 10,1 km zu Fuß gelaufen

Nach einem guten Frühstück ging es heute zum Fuße des Berges Gilboa[9] an die Stelle, an der der Jordan den See Genezareth verlässt. An der Yardenit-Taufstätte soll der Bibel nach Jesus Christus von Johannes dem Täufer getauft worden sein.
Die Taufstelle war mittlerweile als Touristenpunkt in eine wunderschöne Anlage integriert, in der man sich noch heute taufen lassen kann. Farasch las einen Psalm aus dem Matthäus-Evangelium vor. An Wänden waren Bibelsprüche in allen Sprachen der Welt angebracht. Ich fühlte mich wieder einmal in den Kommunionsunterricht von vor über 50 Jahren versetzt und genoss den Augenblick.
Über eine Treppe konnte man bis ins Wasser hinabsteigen. Ich zog es vor, nur meine Hände im Jordan zu waschen. Aber dies war schon ein überwältigendes Gefühl.

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Unsere Fahrt führte uns nun zum Berg Tabor[10] (588 /660m hoch). Diesen soll Jesus mit den Aposteln Petrus, Jakobus und Johannes bestiegen haben und verklärt worden sein. Etwa um 400 n.Chr. wurde hier die erste Kirche errichtet. Während der Kreuzfahrerzeit bauten die Benediktiner eine stark befestigte Klosteranlage. Trotzdem mussten sie 1187 nach einer Niederlage gegen die Muslime das Kloster verlassen. Seit dem 17. Jh. leben bis heute wieder die Franziskaner hier.

Wir stiegen in einen kleinen Bus und wurden über Serpentinen den Berg hinauf gebracht. Man kann noch die Überreste des benediktinischen Klosters aus dem 12. Jh. erkennen. Der Architekt Antonio Barluzzi hatte auf den Grundmauern der Klosterkirche, im Stil einer römisch-syrischen Basilika die dreischiffige Verklärungsbasilika errichtet. Sie wurde 1924 eingeweiht – eine sehr schöne Kirche, deren Baustil ich leider (zu meiner Schande) vergessen habe.

Nach dem Besuch genossen wir von der Bergkuppe einen weiten Blick bis zu den Golanhöhen hinüber. Es war ein bewaldeter Bergkamm, den ich überhaupt nicht mit Kriegsgeschehen in Verbindung setzen konnte.

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Als nächstes erreichten wir Nazareth. Nazareth – schon der Klang dieses Namens! Was für ein Gefühl überkam mich!
Ich übersah die schmutzigen Straßen, die alten, ungepflegten Häuser mit kreuz und quer hängenden Elektroleitungen an den Fassaden.
Hier hatte der Erzengel Gabriel Maria die bevorstehende Geburt eines Sohnes verkündet. Der Verkündigungsszene wird an zwei verschiedenen Orten gedacht. Einmal in einer kleinen Gabriels Kirche mit dem Marien-Brunnen und als größere Gedenkstätte in der großen Verkündungsbasilika, die 1969 fertiggestellt wurde.

Wir besuchten zuerst die kleine, stark nach Weihrauch duftende Gabriels Kirche und anschließend die gewaltige Verkündungsbasilika. Ich staunte in der kleinen Kirche über die christlich-orthodoxen einheimischen Besucher, die in wahrer Demut vor den Ikonen der Maria auf die Knie sanken und deren Antlitz küssten. Ich fühlte mich irgendwie beschämt und ungläubig, so hatte ich noch nie meinen Glauben zelebriert. Ich mag Kirchen, setze, egal wo ich mich in der Welt befinde, immer Kerzen auf. Fühle dort für einen kurzen Moment die Verbundenheit zu Gott und zu meinem Sohn Peter, den ich auf einer Wolke sitzen sehen möchte. Aber diese Inbrunst, die Demut und das bange Hoffen in den Gesichtern der Christen in diesem Land, nahmen mir die Worte.

Von dort machten wir wieder einen Sparziergang durch die Altstadt und besuchten einen Gewürzladen. Es gab Mandeln, Nüsse und auch Schokoladen-Weihnachtsmänner zu kaufen.

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Zum Mittagessen pilgerten wir zum Berg des Abgrunds und aßen auf dem Plateau sitzend auf Felsensteinen die Landesspezialität, eine Brottasche mit Salat und Gemüse. Vergleichbar mit einem Döner, aber eben koscher. Dazu gab es eine saftige Jaffa-Orange. Es war, wie auf dem Gipfel der Welt zu sitzen. Ich machte eine 360° Aufnahme von dem umliegenden Heiligen Land und fühlte mich so befreit und glücklich! Seltsam in einem Land, welches in drei Zonen und mit über 90 Check-Points aufgeteilt ist, hatte ich dennoch dieses Gefühl.

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Anschließend fuhren wir einen recht langen Weg nach Zefat (Safed) und besichtigten zuerst die Ruinen der riesigen Kreuzfahrerfestung. Dann fiel unser Blick von diesem hoch gelegenen Burg-Berg auf die Altstadt.
Wir wanderten den Berg hinunter. Diesmal drängte die Zeit, deshalb machten wir im Anschluss nur noch einen kurzen Sparziergang durch das orthodoxe-jüdische Künstlerviertel. Wir besuchten eine winzige Synagoge die auch als Betsaal-Schule genutzt wurde. Sie lag in einer schmalen Gasse mit unzähligen kleinen Galerien. Gerne hätten wir dort ein wenig gebummelt. Aber an diesem Nachmittag war uns die Zeit fortgelaufen, sodass wir die schöne Altstadt nur im Schnelldurchgang erleben konnten. Eigentlich schade für diesen Ort.

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Nach unserer Rückkehr wartete bereits ein Kibbuz-Bewohner der 2.Generation zu einer Führung durch den Kibbuz. Seine Eltern gehörten zu den Gründern dieser Anlage und er berichtete über die Anfänge und die Idee dieses Kibbuz. Mittlerweile ist ein Teil an ein Management verkauft worden und wird heute als Hotelanlage genutzt. Auch hier verändert sich die Welt.

  1. Tag Donnerstag 12. März 2015

Heute 7,3 km zu Fuß gelaufen

Heute war der Auszug aus dem Kibbuz angesagt und wir starteten die Weiterfahrt in Richtung Bethlehem.

Unser erstes Ziel war Akko[11]. Die alte Hafenstadt mit vielen Kuppeln, Minaretten und osmanischen Karawansereien wurde 2001 zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt. In der Kreuzfahrerzeit war ihr Reichtum und Wirtschaftsertrag legendär. Die erhaltene und gut restaurierte unterirdische Kreuzfahrerstadt mit ihrer riesigen Ritterhallenanlage zeugt von der Größe dieser Zeit. Wir besuchten die Karawanserei und gelangten durch einen geheimen Tunnel zum Hafen.
Wir sichteten eine Große Moschee, die 1775 von Ahmed El Jazzar gebaut worden war. Sie war in keinem guten Zustand. Wir versuchten einen Blick ins abgesperrte Innere zu werfen, gingen um den Bau herum und entdeckten in einem Innenhof einen Stand mit türkischem Honig!!! Es gab auch herrlichen Mandelkuchen und verschiedene Rollen mit Nüssen und Honig. Ich konnte einer Feigen-Nussrolle nicht wiederstehen.

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Zum Mittagessen wollte uns Farasch in einen kleinen gemütlichen Gasthof im Gebiet der Drusen entführen. Dieser entpuppte sich jedoch als eine Art Touristenabfertigungsimbisshalle und war überhaupt nicht das, was wir uns vorgestellt hatten. Aber wir konnten unserem Farasch natürlich nicht böse sein, denn er vermittelte uns dieses Land auf seine eigene persönliche Weise, mit ungeheurem politischen und religiösem Wissen und vielen Emotionen.

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Entlang der Mittelmeerküste erreichten wir unser nächstes Ziel den Caesarea Nationalpark[12] mit römischen Ausgrabungen.[13] Caesarea war einer der prunkvollsten Städte der Antike mit Amphitheater, Hippodrom und heißen Bädern. Sie galt 600 Jahre als Hauptstadt der Provinz Judäa und Sitz der Statthalter z.B. auch Pontius Pilatus. Die riesige Anlage lag direkt an der Mittelmeerküste und lud zum Sparzieren und Verbleiben ein.

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Auf dem weiteren Weg nach Bethlehem machten wir einen kurzen Halt in dem arabischen Dorf Abus Gosh mit einer frühgotischen Kreuzfahrerkirche, heute in Besitz von französischen Franziskanerinnen. Dieser Ort wird als das neutestamentarische Emmaus angesehen.

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Es war recht beklemmend durch einen Check-Point, in die von Mauern mit elektrischem Stacheldraht eingeschlossene Stadt hineinzufahren. Hier ist unser Farasch zu Hause. Es erwartete uns ein schönes, unter jüdischer Leitung geführtes Hotel mit recht europäisch eingerichteten großen Zimmern. Nach einem „koscheren“ Abendessen suchten alle sofort ihre Zimmer auf.

  1. Tag Freitag 13. März 2015

Heute 8,9 km zu Fuß gelaufen

Gleich nach dem Frühstück, nachdem wir unsere Koffer im Bus verstaut hatten, ging es zu Fuß zur Geburtskirche[14].
Seltsam, aber hier überkam mich zum ersten Mal nicht das Gefühl der Nähe zu Gott. In meiner Phantasie hatte ich mir einen Stall in einer Felsen- Grotte vorgestellt oder gewünscht.
Der älteste Vorgängerbau wurde im 4. Jh. von Kaiser Konstantin und seiner Mutter Helena errichtet. Ein achteckiger Altar ist noch heute erhalten. Im 6. Jh. im Samariteraufstand wurde die Kirche stark zerstört. 530 n.Chr. baute Kaiser Justitian den heutigen Bau, der eher einer Festung gleicht, wieder auf. Nur eine kleine Öffnung führt in die Geburtskirche hinein, damit den moslemischen Reitern zu Pferd der Zugang versperrt war, erzählte uns Farasch.
Das Innere der teilweise eingerüsteten Kirche ist nach der Art der jüdisch-orthodoxen Juden mit unzähligen hängenden Weihrauchgefäßen und Ikonen ausgestattet. Recht gewöhnungsbedürftig für unseren Geschmack. Inzwischen sind intensive Restaurierungen im Gange. Über 20 Jahre war das Dach undicht, dadurch sind die Wandgemälde und viele Fresken zerstört.
Die nicht endenden Besucherschlangen wurden an der Stelle, wo Jesus der Überlieferung nach geboren sein soll, vorbei geführt und dürften einen kurzen Blick in eine Öffnung im Boden werfen. Es passte überhaupt nicht zu diesem Ort.
In unmittelbarer Nähe gelangt man zur Katharinenkirche, die 1881 über den Ruinen einer Kreuzfahrerkirche erbaut wurde. 1933 wurde sie von Antonio Barluzzi restauriert.

Mit dem Bus gelangten wir zum Hirtenfeld. An der Stelle wo Jesus laut Überlieferung gesagt haben soll: „Lasset die Kindlein zu mir kommen“, stand eine kleine Kirche.

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Es folgte die Weiterfahrt zu einem Gift Shop, den uns Farasch wärmsten empfohlen hatte, um die Palästinenser zu unterstützen. Aber es gab überwiegend Fabrikware und wir kauften alle nur wegen Farasch eine Kleinigkeit. Ich nahm eine Tasse von Bethlehem mit.

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Nachdem wir noch einmal nach Bethlehem zurückgekehrt waren, gingen wir zum Marktplatz und besichtigten den Dom-Stein, der vom Kölner Dom an die Partnerstadt Bethlehem verschenkt worden war. Es folgten zwei Stunden zur freien Verfügung. Ich schloss mich einer kleinen Gruppe um Farasch an und wir besuchten die Evangelische Weihnachtskirche. Anschließend führte uns Farasch in ein kleines Lokal, wo wir wieder einmal Fladenbrot aßen. Auf dem Weg zum Bus machten wir noch Halt an einem Café und tranken einen Cappuccino und aßen eine kleine Ecke Käsekuchen für 10 € !

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Unsere nächste Station war die Besichtigung des Caritas Baby-Hospitals. Ein Rundbau mit einem Umgang, von dem man die einzelnen Krankenzimmer einsehen konnte. Kinder von der Geburt bis zu einem Alter von sieben Jahre wurden dort behandelt. Nach dem Vortrag eines perfekt christlichen Palästinensers, der ebenfalls in Bielefeld studiert hatte, folgte die Bitte zur Spende, der alle eifrig nachkamen.

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Auf unserem Programm stand nun der Besuch der Tent of Nation.
Einem Hügel südwestlich von Bethlehem gelegen, der seit 1916 im Besitze der Familie Nassar ist. Daoud Nassar, ein sympathetisch wirkender, gepflegter, gutaussehender Palästinenser, der in Deutschland Agrar-Wissenschaft studiert hatte, sprach ein einwandfreies Deutsch. Er erzählte uns, dass der israelische Staat mit allen Mitteln versuchen würde, das Gebiet zu annektieren, aber bisher habe sich die Familie erfolgreich gewehrt. Zurzeit laufe ein Gerichtsverfahren. Der Staat habe ihm sogar einen Blankoscheck angeboten, aber die Familie verkaufe nicht. Inzwischen verhindern internationale Erntehelfer auf dem Hof den Einsatz von Militär. Fast eine Stunde hörten wir wie gebannt den Worten dieses christlichen Palästinensers zu, der uns die Konflikte seines Landes aus Sicht der unterdrückten Palästinenser erklärte. Ich hatte mich vor meiner Reise eigentlich nie mit der Geschichte Israels auseinandergesetzt und keine große Sympathie für die Menschen in Westjordanland gehegt. Ich glaubte eher dem Klischee von den bösen Terroristen.
Wir waren alle sehr betroffen. Zum Abschluss durfte jeder von uns einen kleinen Baum auf dem Gelände pflanzen.

Unser Besuch in Bethlehem endete mit einem Abendessen in Abrahams Herberge in Beit Jala. Später saßen wir in einer großen Runde und lauschten noch einmal an diesem Tag den Worten eines christlichen, evangelischen, palästinischen Pfarrers über Politik, Glauben und Lebensform der Palästinenser, die wiederum sehr zum Nachdenken anregten.

Unvorstellbar im 21. Jahrhundert, dass ein Land, wie Westjordanland in drei Zonen unterteilt ist:

  • Zone A   umfasst 3,5 % des Westjordanlands und wird von palästinensischen Behörden verwaltet.
  • Zone B   umfasst 23 % der palästinensischen Gebiete. Seit 1996 wird auf die Übergabe an die Palästinenser gewartet. Darf nur mit beantragter Genehmigung verlassen werden. Es fehlt die Verbindung zur Außenwelt, zum Flughafen oder zu Jerusalem.
  • Zone C   umfasst 73 % des Westjordanlands und ist weiterhin in israelischer Hand.

Erst gegen 21 Uhr erreichten wir Jerusalem[15]. Es war ein außergewöhnlicher Tag!

 Tag Samstag 14. März 2015

Heute 7,2 km zu Fuß gelaufen

Um 8 Uhr 30 ging es los in den Massada – Nationalpark[16]. Wir fuhren etwa eine Stunde entlang des Toten Meeres bis wir die riesige Felsenanlage erreichten. Der Aufstieg erfolgte mit einer Seilbahn in das 440 Meter hohe Massiv. Auf der von Herodes angelegten luxuriös ausgestatteten Festung hatten sich im Jahre 73 n.Chr. die wenigen überlebenden Juden des ersten jüdischen Krieges verschanzt. Sie wurden drei Jahre lang von den Zeloten belagert. Als sie nicht länger durchhalten konnten, beschlossen die 967 Überlebenden sich das Leben zu nehmen. Sie wählten 10 Kämpfer aus, die die Übrigen töten sollten. Dann entschied das Los, wer die letzten 9 Männer umbrachte und sich schließlich selbst in seinen Speer stürzte. Heute gilt Massada als das Symbol der Freiheit Israels.

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Anschließend brachte uns der Bus nach Qumram[17]. Dort wurde 1947 ein aufregender archäologischer Fund gemacht. Zwei junge Beduinenhirten hatten zufällig eine Sammlung alter Manuskripte gefunden. Vor über 2000 Jahren hatte es in diesem Tal die blühende Siedlung Qumram gegeben. Als die Ruinen freigelegt wurden, tauchte ein komplettes Kloster auf. Es fanden sich Versammlungshalle, Refektorium, Küchen, Wäscherei, Zisternen, Bäder usw. Heute sind einige der original erhaltenen Schriftrollen in Jerusalem im Museum aufbewahrt. Einige sind auch in Amerika verteilt.

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Zu Mittag aßen wir in einer eigens für die Touristen gebauten Massenabfertigungshalle. Meterlange Schlangen führten uns und die Gäste von mindestens 30 anderen Bussen durch das mit System angelegte Labyrinth der Speisenangebote. Frau Prof. Schock–Werner war jedoch nicht in der Schlange stehen geblieben, sondern entgegengesetzt am Ausgang hineingegangen. Wir sind natürlich alle hinterher und das Chaos und Geschimpfe vieler Amis war perfekt. Es ging so laut zu wie bei den Marktschreiern.
Automatisch wurde man nach dem Essen wieder durch einen Gift Shop geführt und das Angebot an Kosmetika aus dem Toten Meer war enorm. Ich kaufe ja auch ganz gern, aber wenn die Touristen so vorgeführt werden, mache ich sofort dicht. Ich beschränkte ich mich auf ein Eis in der Hand.

Von diesem Massentourismusort folgte nun der besondere Augenblick des Tages – ein Bad im Toten Meer. Obwohl wir auch hier wieder eine für viele Besucher angelegte Anlage mit Duschen, Umkleidekabinen usw. durchlaufen mussten, zogen wir unsere Badesachen an und strömten alle zum Wasser. Der Rand war schlammig und sehr glitschig. Es war gar nicht so einfach hineinzusteigen. Die einfachste Art war sich auf den Popo zu setzen und im Sitzen durch den Schlamm weiter ins tiefere Wasser zu rutschen. In dem stark salzhaltigen Wasser konnte man nicht auf der Brust schwimmen, sondern nur auf dem Rücken liegen. Es machte großen Spaß. Wir lachten, fotografierten uns gegenseitig und es entstanden schöne Schnappschüsse.

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Nachdem wir alle recht vergnüglich unser Hotel erreichten, trafen sich einige von uns zu einem ersten Erkundigungsspaziergang in die Altstadt von Jerusalem. Obwohl ich ja ansonsten abends immer müde bin, schloss ich mich der kleinen Gruppe an. Wir gingen bis zum Damaskus Tor und kehrten nach einer Weile ins Hotel zurück.

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Exkurs:
Jerusalem
hat 804.355 Einwohner. Es ist der Sitz des Staatspräsidenten, der Knesset und des Obersten Gerichts.
Die Altstadt ist in das jüdische, christliche, armenische und muslimische Viertel gegliedert und von einer Mauer umgeben.
Der politische Status der Stadt ist international umstritten und Teil des Nahostkonflikts. Obwohl das gesamte Stadtgebiet unter der Kontrolle Israels steht, wird Ostjerusalem mit den bedeutenden religiösen Stätten des Judentums, Christentums und des Islam von gemäßigteren Palästinenser-Organisationen jedoch als Hauptstadt eines zukünftigen palästinensischen Staates beansprucht, während radikalere Palästinenser-Organisationen die gesamte Stadt als Hauptstadt fordern.
Der Teilungsvorschlag der Vereinten Nationen von 1947 sah vor, auf dem Gebiet des heutigen Israel einen vorwiegend jüdischen und einen palästinensischen Staat zu schaffen und Jerusalem unter internationale Verwaltung zu stellen. Die Stadt sollte als corpus separatum von den UN durch einen Treuhänderrat und einen Gouverneur regiert werden.
Der Teilungsplan wurde jedoch nie umgesetzt: Die arabischen Staaten betrachteten ihn als unzumutbaren Verzicht auf einen Teil des „Dar al Islam“. Bis 1952 versuchten die Vereinten Nationen mehrmals ergebnislos, den Status Jerusalems zu klären.
Die Israelische Unabhängigkeitserklärung von 1948 versprach, dass Israel die heiligen Stätten aller Religionen beschützen werde. Am Folgetag griffen die arabischen Staaten Israel an. Im Israelischen Unabhängigkeitskrieg eroberten die Israelischen Streitkräfte große Gebiete des Landes, verloren jedoch das jüdische Viertel der Altstadt Jerusalems und den Osten der Stadt an die Arabische Legion Jordaniens. Jerusalem blieb deshalb bis 1967 in das israelische Westjerusalem und das jordanische Ostjerusalem geteilt. Dessen jüdische Bevölkerung wurde vertrieben, das jüdische Viertel in der Altstadt zerstört, und der Zugang zur Klagemauer, dem heiligsten Ort des Judentums, blieb Juden fortan versperrt.
1948 erließ der israelische Verteidigungsminister eine Verordnung, dass im Westen der Stadt wie in jedem Teil Palästinas, den er als von israelischen Truppen gehalten erkläre, israelisches Gesetz gelte. Ende 1949 erklärte Premierminister David Ben Gurion vor der Knesset Jerusalem zum untrennbaren Teil Israels und seiner ewigen Hauptstadt.
Am 4. Januar 1950 erklärte Israel Jerusalem zu seiner Hauptstadt. König Abdallah Husain I. von Jordanien annektierte daraufhin das von seinen Truppen eroberte Westjordanland und Ostjerusalem.
Im Sechstagekrieg 1967 wollte Israel Jordanien zunächst aus dem Krieg heraushalten, auch noch nachdem das jordanische Militär am Morgen des 5. Juni mit dem Artilleriebeschuss Westjerusalems begonnen hatte. Erst nachdem Jordanien das neutrale Hauptquartier der Vereinten Nationen eroberte, entschloss man sich zu handeln. In den nächsten drei Tagen wurde erst das UN-Hauptquartier, dann der jordanische Militärstützpunkt auf dem Giv’at HaTahmoschet („Munitionshügel“) und schließlich die Altstadt erobert. Dabei verzichteten die israelischen Streitkräfte zur Schonung von Moscheen und Kirchen auf den Einsatz schwerer Waffen und nahmen dafür erhebliche Verluste in Kauf: Von insgesamt rund 800 israelischen Kriegstoten fielen 183 in Jerusalem.
Erstmals seit der Staatsgründung konnten Juden fortan an der Klagemauer beten. Israel verweigerte den Muslimen nicht den Zugang zu ihren heiligen Stätten, sondern unterstellte den Tempelberg einer autonomen muslimischen Verwaltung.
Nach dem Ende des Krieges wurden die arabischen Stadtbürger auch nicht automatisch Israelis, es wurde ihnen jedoch ermöglicht, recht unkompliziert die israelische Staatsbürgerschaft zu erwerben, wovon allerdings nur wenige Gebrauch machten.

  1. Tag Sonntag 15. März 2015

Heute 13,1 km zu Fuß gelaufen

Um 7 Uhr 15 starteten wir zum Tempelberg. Bereits zu dieser frühen Stunde war die Schlange der anstehende Besucher zur ersten Sperre sehr lang. Der Weg führte über eine überdachte Fußgängerbrücke bis zum ersten Check-In.
Farasch war sehr nervös, hatte deutlich sichtbare Schweißperlen auf der Stirn. Er forderte uns wiederholt zum Stillschweigen auf, achtete darauf, dass wir zu zweit in Reih und Glied hintereinander standen.
Dann ging es zügig weiter und nach nur 30 Minuten Wartezeit kamen wir zur Sperre. Vielleicht haben wir schon eine gewisse Routine in Kontrollen durch die internationalen Flughäfen, sodass wir ohne Besorgnis, fast schon neugierig die Situation erlebten. Im Nachhinein möchte ich behaupten, dass kaum einer unserer Gruppe sich der tatsächlichen Gefahrenzone bewusst war. Die Maschinengewehre der vielen Soldaten sahen eher wie Plastikwaffen aus. Pässe wurden mit unseren Gesichtern abgeglichen und kontrolliert. Wir wurden fotografiert, mussten Jacken ausziehen, Taschen leeren usw. Endlich wurden wir in die gefährdetste Heiligenstätte der Welt eingelassen.

Wenige Meter hinter dem Einlass erlitt Farasch einen kleinen Schwächeanfall. Nach einem Schluck Wasser ging es ihm wieder besser. Trotzdem war er sehr beunruhigt und ermahnte uns immer wieder, mit Blick auf das hohe Polizeiaufgebot ringsherum, zusammen zu bleiben.

Wir gelangten über eine große Freitreppe zum Tempelplatz[18], auf dem der Felsendom von allen Himmelsrichtungen her sichtbar ist. Der frühchristlich-byzantinischen Zentralbau ist ein Meisterwerk der islamischen Baukunst. Er darf jedoch von Christen nicht betreten werden.

Der Felsendom wurde 691 vom mohammedanischen Kalifen Abd El Malik an der Stätte des 1. und 2. Tempels der Juden erbaut. Er ist der älteste Sakralbau des Islams und eines der islamischen Hauptheiligtümer. Auf dem im Zentrum des Baus stehenden Felsen soll nach jüdischer Tradition die Welt gegründet worden sein. An dieser Stelle befand sich auch die Bundeslade. Hier soll Abraham seinen Sohn Isaak geopfert haben wollen. Nach islamischer Tradition soll Mohammed von diesem Felsen aus die Himmelfahrt und seine Begegnung mit den früheren Propheten des Judentums und Jesus angetreten haben.

Exkurs    Baubeschreibung:
Der achteckige/ oktogonale Grundriss hat einen Durchmesser von knapp 55 Meter. Der Dom hat vier Eingänge, die in Richtung der vier Himmelsrichtungen angeordnet sind. Das südliche Tor wird durch einen Portikus hervorgehoben und gilt als Haupteingang. Die Mauern sind etwa 7–8 Meter hoch. Ab etwa 3 Metern Höhe haben alle Mauern einen blauen Schmuck mit orientalischen Motiven. Das gesamte Gebäude ist rundum mit je 7 Rundbögen je Achteck-Seite ausgestattet. Diese sind ausgemauert und ebenfalls mit blauen Fliesenornamenten versehen.
Über dem Flachdach erhebt sich ein rundes Kuppeldach aus vergoldetem Blech. Die Kuppel besaß bis 1962 ein schwarzes Bleidach. Während der umfangreichen Renovierungsarbeiten zwischen 1959 und 1962 bekam sie mit Blattgold behämmerte Aluminiumbronzeplatten. 1993 ließ König Hussein diese durch gold-galvanisierte Platten ersetzen.

Nachdem Kalif Abd al-Malik den Felsendom hatte fertigstellen lassen, ließ er auch den hölzernen Vorgängerbau der Al-Aksa-Moschee abreißen und an dessen Stelle eine steinerne Moschee errichten. Die El–Aksa–Moschee[19] gilt als drittwichtigste Moschee des Islams nach der Kaaba in Mekka und der Prophetenmoschee mit dem Grab des Propheten Mohammed in Medina.

Nach der Eroberung Jerusalems 1099 durch die Kreuzfahrer wurde die Moschee vorübergehend als Königspalast genutzt. Nach dem Umzug in den neuen Königspalast gab König Balduin II. von Jerusalem 1119/1120 das Gebäude dem neugegründeten Orden der „armen Ritter Christi“ als Hauptquartier, der sich bald nach diesem Ort Templerorden nannte. Nach der Rückeroberung Jerusalems durch Saladin wurde das Gebäude wieder in eine Moschee umgestaltet. Die Moschee sowie das ganze Tempelviertel mit dem Felsendom blieb auch nach weiteren politischen Wechseln in muslimischen Händen.

Wir verließen den Tempelplatz durch den Kotel-Tunnel. Ein unterirdischer Tunnel, der die gesamten Länge der Klagemauer freilegte. Der Pfad führte in einen Gebetsraum für Frauen mit Blick zur unteren Klagemauer, an der männliche Juden beteten.

Wieder am Tageslicht, gelangten wir ins Jüdische Viertel, betrachteten ein römisches Wandbild, entdeckten Fragmente von Kreuzritter-Architektur und kamen von außen zur Klagemauer. Es war beeindruckend mit welcher Inbrunst Männer und Frauen getrennt beteten.

Durch einen Check-Point verließen wir die Heilige-Stätte und unser Farasch bekam langsam wieder Farbe ins Gesicht.

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Wieder sicher im Bus vereint fuhren wir durch das jüdisch-orthodoxe Viertel Mea Sherarim zum Hadassah-Hospital. Der Eingang führte uns durch ein Einkaufscenter. In der dortigen Synagoge erwarteten uns 12 Chagall-Fenster, in denen die 12 Stämme Israels thematisiert sind.

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Im Anschluss hatten wir eine Mittagpause im Einkaufcenter verdient. In einer kleinen Gruppe bestellten wir uns dreimal, also für jeden den gleichen Haussalat und eine große Flasche Water. Die erste Überraschung war, dass die Kellnerin Wodka statt Wasser verstanden hatte und uns ganz entgeistert ansah. Nach der lustigen Aufklärung brachte sie uns einen einzigen Salat mit drei leeren Tellern, den wir uns dann lachend teilten.

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Anschließend führte unser Weg ins Israel-Museum. Im Freien war ein originales Modell von Jerusalem im Maßstab 1:50 oder 1:20 aufgebaut. Wir machten einen Sparziergang durch den angrenzenden Skulpturenpark und kamen zu einer weißen Kuppel, die fortlaufend mit Wasser besprengt wird. Gegenüber stand eine riesige schwarze Wand aufgerichtet. Die Bedeutung von schwarz und weiß als Gegenüberstellung an diesem Ort, habe ich vergessen. Im Innern der weißen Kuppel waren die Qumram-Rollen aufbewahrt und einige Fragmente ausgestellt.

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Unser nächster Bus-Stopp führte uns an die Knesset. Es waren bereits viele Medien vor Ort, weil in zwei Tagen am 17.03.2015 in Israel gewählt werden würde. Gegenüber der Knesset steht eine Menora, 5 Meter hoch in Bronze mit 29 Szenen des Alten Testaments

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Nun steuerten wir unser letztes Ziel an diesem Tag an. Die Holocaust-Gedenkstätte Berg der Erinnerung Yad Vashem.
Sie wurde am 19. August 1953 durch einen Beschluss der Knesset als eine staatliche Behörde gegründet. Yad Vashem wird jährlich von über zwei Millionen Menschen besucht.
Zunächst werden die Besucher zur „Allee der Gerechten unter den Völkern geleitet. Sie ist gesäumt von Bäumen, die für die „Gerechten“ gepflanzt wurden. Mit den Gerechten unter den Völkern sind nichtjüdische Personen und Organisationen gemeint, die sich dem Nazi-Regime widersetzten, um Juden zu retten. Ihre Namen und ihre Herkunftsländer sind neben den Bäumen auf Tafeln vermerkt. Beispiele hierfür sind Oskar Schindler, Chiune Sugihara, Berthold Beitz oder Giorgio Perlasca u.v.a. Das Projekt wurde 1963 begonnen.

Dann betraten wir schweigend die „Halle der Erinnerung“. Eine Flamme in Form eines zerbrochenen Bronzekelchs steht in der Mitte der Halle. In den Boden der Halle sind die Namen der 22 größten Konzentrationslager eingraviert, die exemplarisch für alle Orte der Vernichtung stehen. Über der Stille lagen ein Hauch von Trauer und ein unserer Generation unbekannter Geruch.

Nachdenklich ging es weiter zum Denkmal für die Kinder“, das 1987 errichtet worden war. Es ist dem Gedenken an 1,5 Millionen von den Nationalsozialisten ermordeten jüdischen Kinder gewidmet. Das Denkmal ist unterirdisch als kugelförmiger Raum angelegt. Fünf Kerzen reflektieren in der Dunkelheit, so dass ein ganzer Sternenhimmel entsteht. Im Hintergrund werden die Namen, das Alter und der Geburtsort der Kinder von einem Tonband abgespielt. Dieses Endlosband braucht ungefähr drei Monate, um alle Namen wiederzugeben. Es ist seltsam, ich bin eigentlich sehr emotional, aber dieses Denkmal der Kinder hat mir persönlich nicht gefallen. Es assoziierte in mir eher das Gefühl in einer Space-Anlage im Phantasialand zu sein, deshalb habe ich sie auch gleich wieder verlassen. Ich konnte dieses Empfinden nicht erklären und habe es für mich behalten.

Es gab noch eine „Halle der Namen“, in der die Namen und persönlichen Daten der jüdischen Opfer des nationalsozialistischen Massenmordes gesammelt werden, die wir jedoch aus zeitlichen Gründen nicht besucht haben.

Unser weiterer Weg führte uns zu dem „Denkmal zur Erinnerung an die Deportierten“ Ein alter Reichsbahnwagen erinnert an die Transporte in die Konzentrationslager; der Waggon steht über dem Abhang auf einer ins Nichts führenden Brückenkonstruktion und ist ein originaler Transportwagen, der von der polnischen Regierung an Yad Vashem übergeben wurde.

Ich war natürlich beeindruckt, aber es störte mich irgendetwas an dieser Kultstätte. Vielleicht, dass die professionelle Umsetzung des Leids der Verstorbenen als internationale Sehenswürdigkeit in dieser Form genutzt wird.

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Die Heimfahrt führte uns noch einmal durchs Jüdische Viertel. Alle waren in sich gekehrt und wollten sofort ins Bett gehen.
Aber nach dem Abendessen trafen sich einige von uns noch einmal zu Fuß in die Altstadt durch das Damaskus Tor über die Via Dolorosa zu wandern. Wir kamen mitten in die Abräum- und Schließvorbereitungen der Märkte und Gassen. Es war alles so lebendig und ermöglichte uns einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Es erinnerte auch ein wenig an Zuhause wenn ein Wochenmarkt zu Ende geht.
Seltsamerweise sahen wir nur Männer bei der Arbeit. Die Frauen dürfen nicht in der Öffentlichkeit auf den Märkten arbeiten. Das würde uns sicherlich Ab und Zu auch zuhause gefallen.
Dann fanden wir einen kleinen Innenhof zu einer Armenischen Kirche und tranken in einer Bar noch einen Granatapfel-Trink. Auch dieser beeindruckende Tag hatte damit einen besinnlichen Ausklang.

  1. Tag Montag 16. März 2015

 Heute 11,8 km zu Fuß gelaufen

Bereits um 8 Uhr saßen wir im Bus. Auf dem Weg zum Ölberg[20] machten wir einen kurzen Halt an einer Französischer Kirche mit unzähligen Tafeln, auf denen das Vater Unser in allen Sprachen der Welt geschrieben steht. Auch Allemande, Plattdeutsch und Helgoländisch.

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Um 9 Uhr wurden wir auf dem Ölberg in der neuromanischen ev. Himmelfahrtskirche von dem dortigen Pfarrer Michael Wohlrab aus Berlin erwartet. Er erzählte uns die Geschichte der großen Evangelischen Gemeinde, die auch heute noch sehr eifrige Kirchengänger seien.
Wir erfuhren, dass die Glocke der Kirche in Deutschland angefertigt und mit einem Schiff bis Jaffa transportiert worden sei. Dann wäre es zu unüberwindbare Problemen mit dem weiteren Transport über unzulängliche Straßen und Wege gekommen. Erst als eine neue Umgehungs-Straße gebaut worden war, gelangte die Glocke zur Himmelfahrtskirche, erzählte er mit einem gewissen Stolz.
Unser Reiseführer Farasch war ebenfalls evangelischer Diakon und hatte im Anschluss an den Vortrag eine Andacht vorbereitet. Wir sangen, hörten eine Lesung und beteten!!! Es war wunderschön und ging wirklich schon wieder einmal unter die Haut. Ich sah mich im Geiste bei Peters Firmung im Internat der Franziskanern in Vossenack, als ich zum ersten Mal mit den modernen Kirchenliedern wie z.B. Danke für diesen neuen Tag, konfrontiert worden war.

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Wir erreichten das Jüdische Gräberfeld, verließen den Bus gegen 10 Uhr und waren ab nun den ganzen Tag zu Fuß unterwegs.
Das Gräberfeld am Ölberg ist noch heute eine bevorzugte Beerdigungsstätte. Auch amerikanische Juden kaufen sich hier eine letzte Ruhestätte.

Wir begannen mit einem Sparziergang durch den Olivenhain Gethsemane [21]auf dem Ölberg. Jesus hatte hier sehr viel Zeit verbracht. Im Garten von Gethsemane war er gefangen genommen und vom Gipfel war er in den Himmel aufgestiegen. Schon von hier fiel ein weiter Blick auf den Tempelplatz und die Altstadt von Jerusalem.

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Wir erreichten ein Plateau auf dem eine kleine Kirche stand. Die Dominus Flevit[22] (der Herr weinte), sie wurde 1955 von dem Architekt Antonio Barluzzi gebaut. Ihre Form gleicht einer Träne, weil Jesus an dieser Stelle über das Schicksal der Stadt Jerusalem weinte, deren Zerstörung er voraussah.

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Unser Abstieg führte uns durch das Kidrontal[23]. Wir besuchten die Basilika der Todesangst[24] mit dem Garten der Nationen. Hier verbrachte Jesus die letzten Stunden vor der Verhaftung. Im Innern liegt der Fels auf dem Jesus damals gebetet und Blut geschwitzt hatte. Laut der Überlieferung soll im Kidrontal das Jüngste Gericht stattfinden.

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Wir besuchten auch die Grabeskirche von Maria[25]. Eine breite Treppe führt in die Krypta hinab, wo Maria beerdigt wurde und später zum Himmel auffuhr. Auch das Grab der Eltern von Maria, Joachim und Anna sowie der Königin Melisanda sind in die Felsen eingelassen. Die kleine Kirche ist heute im Besitz der armenischen und der griechisch-orthodoxen Kirche.
Eine kleine dunkle Kirche mit unzähligen Ikonen an den Wänden und Leuchtern an der Decke. Wieder beeindruckten die Anzahl und die Demut der einheimischen Gläubigen.

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Unser weiterer Weg führte uns durch das Stefans Tor auch Löwentor genannt, in das Gebiet der einstigen Burg Antonia. Westlich davon beginnt Jesus Leidensweg. Von den 14 Stationen sind 8 Stationen in der Via Dolorosa[26] erst 1540 festgelegt und Gedenkstätten errichtet worden. Die übrigen findet man in der Grabeskirche.

Wir gingen an der Kreuzfahrerkirche St. Anna vorbei und erreichten die Via Dolorosa. Es war ein seltsames Gefühl, den gleichen Weg wie Jesus zu gehen. Wir machten immer einen kurzen Halt an den einzelnen Gedenkstätten:

  1. Station: Jesus Christus wird verurteilt. Im Innenhof der Burg Antonia, dem ehemaligen Sitz von Pontius Pilatus, heute >> Hof der El-Omaiya-Schule.
  1. Station: Jesus wird die Dornenkrone aufgesetzt und das Kreuz übergeben. Sein Leidensweg beginnt. >> 1902 wurde auf den Ruinen früherer byzantinischer Bauten die Geißelungs- Verurteilungskapelle errichtet.
  1. Station: Jesus fällt zum ersten Mal mit dem Kreuz. >> Armenisch-katholische Kirche

  4.  Station: Jesus begegnet seiner Mutter. >> Armenische Kirche.

  1. Station: Simon hilft Jesus das Kreuz zu tragen. >> Franziskanerkapelle.

  6. Station: Veronika reicht Jesus das Schweißtuch. >> Veronika- Kapelle.

  1. Station: Jesus stürzt zum zweiten Mal. >> Franziskanerkapelle.
  1. Station: Jesus spricht zu den weinenden Frauen. >> Griechisches Kreuz an Hauswand.
  1. Station: Jesus stürzt zum dritten Mal. >> Säule
  1. Station: Aufstieg zum Kalvarienberg. >> Gedenkstätte liegt in Grabeskirche.

Dann erreichten wir die Grabeskirche, in der es zuging wie auf einem Markt. Gewaltige Menschenmassen schoben sich durch die Kirche. An der Grabeskapelle regelten Absperrgitter die Menschenschlangen. Ich hatte das Gefühl diesen Massentourismusort schnell wieder verlassen zu wollen.

Exkurs:
Heute ist die Grabeskirche in der Hand sechs christlicher Konfessionen: Die Griechisch-Orthodoxe Kirche, die Römisch-Katholische Kirche, die Armenisch-Apostolische Kirche, die Syrisch-Orthodoxe Kirche von Antiochien, die Kopten und die Äthiopisch-Orthodoxe Tewahedo-Kirche. Protestantische Konfessionen sind in der Kirche nicht vertreten.
Wegen der Streitigkeiten verwahrt die muslimische Familie Joudeh seit mehreren Jahrhunderten die Schlüssel der Kirche und die ebenfalls muslimische Familie Nusseibeh schließt die Haupt-Tür morgens auf und abends wieder zu.
Die israelischen Behörden beließen die festgesetzte Aufteilung nachdem die Altstadt nach dem Sechstagekrieg 1967 unter ihre Verwaltung kam. Die komplizierten Besitzverhältnisse erschweren bauliche Maßnahmen sehr, da jede Veränderung eine Verletzung des Status quo verursachen könnte. So steht zum Beispiel eine längst nutzlos gewordene Holzleiter an der Fassade über dem Hauptportal. Sie diente im 19. Jahrhundert den Mönchen zum Einstieg in die Kirche, wenn die Tore behördlich geschlossen waren. Seit vielen Jahrzehnten laufen Bestrebungen, sie zu entfernen, doch ist es nicht geregelt, wer dazu befugt wäre.
Nicht nur der Besitz in der Kirche ist genau geregelt, sondern auch wer wann wo wie lange beten darf. So muss zum Beispiel das Grab für die tägliche Prozession der Franziskaner von den Orthodoxen frei gemacht werden. Besonders kritisch wird die Situation immer zu Ostern, wenn alle Kirchen das Hochfest der Auferstehung feiern. Da die Katholiken selten am Termin der Ostkirche feiern, kommt es da vor allem zum Konflikt unter den Orthodoxen.

Bedeutendste Stätte der Grabeskirche ist die Grabeskapelle.

Neben der Grabeskapelle beinhaltet die Grabeskirche zahlreiche weitere christliche Heiligtümer. Am Salbungsstein beim Eingang der Kirche soll der Leichnam Jesu für die Bestattung vorbereitet worden sein. Rechts des Eingangs liegt der Kalvarienberg oder Golgota Felsen – die Stelle, an der Jesus am Kreuz gestorben sei. Hier stehen der römisch-katholische Kreuzannagelungsaltar und der griechisch-orthodoxe Kreuzigungsaltar.
Im Zentrum der Kirche, liegt das Mittelschiff mit Altar. Es wird als Katholikon bezeichnet und ist unter Kontrolle der griechisch-orthodoxen Kirche. An dieser Stelle befand sich nach mittelalterlicher christlicher Auffassung der Nabel der Welt.

Nachdem wir die Grabeskirche verlassen hatten, erreichten wir die Zitadelle mit Ausgrabungsstätte und dem integrierten Stadtmuseum.

Durch das Zions Tor gelangten wir zur Christlichen Stätte Zion mit dem Abendmahlsaal, dem Davids Grab und der Dormition Basilika. In deren Krypta ist die schlafende Maria aufgebahrt. Hier erfüllte mich wieder die Nähe zur biblischen Geschichte, ganz anders wie in der überfüllten Grabeskirche.
Das Coenaculum[27], der Abendmahlsaal ist ein restaurierter Bau aus dem 14. Jh. mit gotischen Fenstern und originalen Kreuzgradgewölben.
Wir kamen erschöpft und voller Eindrücke ins Hotel.

  1. Tag Dienstag 17. März 2015

Heute 7,6 km zu Fuß gelaufen

Um 9 Uhr war die Abfahrt angesagt. Da wir am Vortage den Besuch der St. Anna Kirche nicht mehr geschafft hatten, war dieser Besuch für heute Morgen angesagt. Unser Bus parkte kurz vor dem Löwen Tor und wir erreichten nach wenigen Schritten die dreischiffige Kreuzfahrer-Kirche St. Anna.
Im Garten der Klosteranlage sind die Fragmente von zwei Becken/Teichen erhalten. Dort hatte Jesus einen Gelähmten geheilt.
St. Anna ist heute eine Frz. Kirche des Ordens der Weißen Väter. Die Mutter Gottes soll im Kellergewölbe geboren sein. Darüber soll das Elternhaus von Anna und Joachim gestanden haben.
Wir sangen, ergriffen und dankbar diese Tage in der Heiligen Stadt verbracht zu haben zum Abschied von Jerusalem zwei Lieder:
Danke, für diesen neuen Tag“
„Großer Gott wir loben dich“

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Dann verließen wir das Heilige Land und erreichten Tel Aviv. Die Stadt, 2004 zum UNESCO Kulturerbe ernannt, überraschte nach den Eindrücken der letzten Tage gewaltig. Sie wird die Weiße Stadt genannt, ist modern, jung und gleicht einer europäischen Großstadtmetropole. Ihre Skyline erinnert an Frankfurt.

Wir fuhren ins Zentrum zum Rothschild Boulevard. Kurz nachdem wir den Bus verlassen hatten, stolperte ich auf einem breiten, festen, glatten Weg über einen einzelnen Pflasterstein und stürzte. Ich verletzte mich am linken Ellenbogen. Der Schmerz war schon ziemlich heftig, aber ich biss auf die Zähne und hoffte, dass nichts im Gelenk gebrochen sein würde.

Wir besichtigten die Bauhaus Architektur, die den ganzen Boulevard beherrschte. Frau Prof. Schock-Werner besprach 12 Häuser. u.a. eines von Eric Mendelssohn.
Wir machten eine kurze Mittagpause. Im Anschluss folgte eine Stadtrundfahrt, vorbei an der Stelle an der 1995 der israelische Friedensnobelpreisträger Jitzchak Rabin ermordet worden war. Mein Arm schmerzte höllisch. Aber mit einem weiteren Schmerzmittel wurde es wieder besser.
Da heute die neue Regierung von Israel gewählt wurde, waren viele junge Menschen auf den Straßen und in den Cafés. Es herrschte ein reges Treiben. Es erschien mir unglaublich, junge Mädchen mit flatternden Haaren, superkurzen Miniröcken und junge Männer wie an einer europäischen Uni zu sehen. Sie saßen in Straßencafés oder auf kleinen Mauern. Kein einziges Kopftuch, keine Bärte …

Wir erreichten Jaffa, der ältere Vorort, der mit Tel Aviv jedoch ineinander übergeht. Wir bummelten durch das orientalische Viertel am Haus von Simon, dem Gerber vorbei. Besuchten eine neubarocke Kirche, die auf dem Weg zum Hafen lag. Nahmen ein Sonnenbad an der Promenade mit Blick auf das Mittelmeer, die Skyline von Tel Aviv im Rücken. Diese Augenblicke ließen mich die Schmerzen in meinem Arm vergessen.

Gegen 17 Uhr kamen wir in unserem Hotel „Ruth Daniel Residence“ im Herzen von Jaffa, nahe der Altstadt gelegen, an. Der Tag endete mit einem gemeinsamen Abendessen.

 

  1. Tag Dienstag 18. März 2015

Heute 4,2 km zu Fuß gelaufen

Für halb eins war die Abfahrt zum Flughafen geplant. Nach dem Frühstück hatten wir deshalb noch genügend Zeit, einen Sparziergang durch Jaffa zu machen. Direkt gegenüber dem Hotel bogen wir in eine Straße ein, in der ein Antiquitätenladen neben dem anderen war. Sie hatten ihre Auslagen bis weit auf den Bürgersteig aufgestellt. Es wurde das komplette Mobiliar der 1950er Jahre angeboten. Nierentische und Stühle, einfach herrlich. In einem Laden kaufte ich ein altes Blechmotorad für Klein-Gino. In einer schmalen Gasse wurden Tücher und Modeschmuck angeboten. Ich kaufte einen Schal und als Mitbringsel Ohrringe.

Dann kam der Bus. Zum letzten Mal begleitete Farasch unsere Gruppe. Wir hatten wohl alle das Gefühl, dass es auch für Farasch besondere Tage der Begegnung mit Menschen aus dem freien Deutschland gewesen waren. Unbewusst legte er uns irgendwie die Problematik seines Landes ans Herz, ein Land, das er liebte und nie verlassen würde, aber als freier Mensch erleben wollte.

Eine eindrucksvolle Reise ging zu Ende.
Die Tage im Heiligen Land werden mir unvergessen bleiben.

Nachtrag:
Zu Hause angekommen wurden die Schmerzen in meinem Arm nicht besser. Deshalb ging ich nun doch zum Arzt. Der Ellenbogen war tatsächlich gebrochen. Ich wurde operiert und der Bruch mit Schrauben stabilisiert. Inzwischen ist alles wieder ok.

Quellen:
[1] Ich habe einen Schritt oder km Zähler und die ganze Gruppe interessierte sich dafür, wieviel wir gelaufen waren.
[2] Ma’agan Holiday Village.
[3] See Genezareth 21 km lang und 12 km breit, ist Israels größtes Süßwasserreservier.
[4] Benedikt, Fr.: Auf den Spuren Jesu. Israel, Palphot Verlag, 2010ff, S.49.
[5] Benedikt, Spuren Jesu, S. 47.
[6] Benedikt, Spuren Jesu, S. 41.
[7] Benedikt, Spuren Jesu, S. 44.
[8] Benedikt, Spuren Jesu, S. 132.
[9] Benedikt, Spuren Jesu, S. 57.
[10] Benedikt, Spuren Jesu, S. 36ff.
[11] Benedikt, Spuren Jesu, S. 135.
[12] Benedikt, Spuren Jesu, S. 138.
[13] Benedikt, Spuren Jesu, S. 138.
[14] Benedikt, Spuren Jesu, S. 14ff.
[15] Benedikt, Spuren Jesu, S. 66ff.
[16] Benedikt, Spuren Jesu, S. 65.
[17] Benedikt, Spuren Jesu, S. 61f.
[18] Benedikt, Spuren Jesu, S.114f.
[19] Benedikt, Spuren Jesu, S. 117.
[20] Benedikt, Spuren Jesu, S. 72f.
[21] Benedikt, Spuren Jesu, S. 81.
[22] Benedikt, Spuren Jesu, S. 80.
[23] Benedikt, Spuren Jesu, S. 79.
[24] Benedikt, Spuren Jesu, S. 82.
[25] Benedikt, Spuren Jesu, S. 83.
[26] Benedikt, Spuren Jesu, S. 93ff.
[27] Benedikt, Spuren Jesu, S. 78.