Historisches Archiv der Stadt Köln

Dr. Margit Ramus hielt am 30. September 2014 einen Vortrag zum Kulturgut Volksfest aus kunsthistorischer Sicht im Lesesaal des Historischen Archivs der Stadt Köln. Der Vortrag war Teil der Veranstaltungsreihe „Geschichte(n) erzählen“ des Fördervereins des Historischen Archivs der Stadt Köln und des Stadtarchivs.

Die 1951 geborene Kölnerin Margit Ramus  hatte über dieses bis dahin unerforschtes Thema an der Rheinischen Friedrichs-Wilhelm-Universität Bonn promoviert und wurde von der Kunsthistorikerin Prof. Dr. Hiltrud Kier betreut. Nicht von ungefähr kennt sich Dr. Ramus im Schaustellergewerbe aus, denn sie ist Deutschlands einzige aktive Schaustellerin, die gleichzeitig promovierte Kunsthistorikerin ist.

Margit Ramus referierte über das recht ungewöhnliche Thema ihrer Doktorarbeit, inder sie Karussells und andere Volksbelustigungen aus kunsthistorischer Sicht betrachtet und analysiert hat. Ihr Vortrag beginnt zeitlich mit der Gründung der ersten Manufaktur für den professionellen Karussellbau im Jahre 1883 durch Fritz Bothmann und endet Anfang des 21. Jahrhunderts. Sie zeigt Beispiele, dass die Bauformen der Schaustellergeschäfte ihre Vorbilder in der traditionellen Architektur haben. So ähneln die Form des Autoskooters von Heinz Opitz von 1961 den organisch geformten Flugdächern der 60er Jahre, zum Beispiel dem JFK Flughafen in New York (1956-1962).

Auch die Dekorationen von Karussells vergleicht sie mit den Stilepochen der Kunst. Bis zum Zweiten Weltkrieg wurden alle Fahrgeschäfte mit neubarocken Dekorationselementen gestaltet. Ab 1945 begann in der Dekoration die Moderne mit gegenstandsloser, oftmals abstrakter Malerei sowie Neonbeleuchtung. So ähneln die Bemalung des Autoskooters von Sommer/ Opitz aus den 50er Jahren den Gemälden von Kandinsky oder Joan Miró.

In den 60er Jahren folgen grelle Farben und Traummotive in Anlehnung an Salvador Dalí. Flower-Power-Bilder und Bands wie die Beatles oder Abba sind in den Siebzigern zu finden, danach überwiegen Pop-Art, Comic-Adaptionen und Street-Art.

„Auf Kirmes- und Volksfestplätzen kann man bis heute diese Epochen nebeneinander finden‟, weiß Dr. Ramus und lädt zusammen mit dem Förderverein des Historischen Archivs der Stadt Köln und des Stadtarchivs zu einer Entdeckungstour Anfang November ein: Am Donnerstag, 06.11.2014, um 17 Uhr wird Dr. Margit Ramus eine kunsthistorische Führung auf dem Kölner Herbstvolksfest ( 31.10. bis 9.11.2014) durchführen.

Siehe dazu auch: www.freunde-des-historischen-archivs.de

Vortrag Hist.Archiv 30.9.2014

(v.l.n.r.) Burkhard von der Mühlen, Dr. Walter Schulz, Dr. Margit Ramus und Dr. Bettina Schmidt-Czaia